Ministerpräsidentin Dreyer zur Aktion "Dein Tag für Afrika"

"Ein Zeichen der Solidariät"

Arbeiten gehen statt Unterricht. Unter dem Motto "Dein Tag für Afrika" sind rund 190.000 Schüler in ganz Deutschland dem Aufruf gefolgt und haben zugunsten von Gleichaltrigen "geschuftet". Auch Schirmherrin Malu Dreyer mischte kräftig mit.

Die Vorsitzende des Vereins "Aktion Tagwerk e.V.", Nora Weisbrod (l-r), Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer / © Jörg Carstensen (dpa)
Die Vorsitzende des Vereins "Aktion Tagwerk e.V.", Nora Weisbrod (l-r), Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes und die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer / © Jörg Carstensen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Zum 16. Mal fand die bundesweite Kampagne "Dein Tag für Afrika" statt. Den mit Gelegenheitsjobs oder bei Schulaktionen verdienten Tageslohn spenden die teilnehmenden Schüler zugunsten von Bildungsprojekten in afrikanischen Ländern. Sie haben auch mitgearbeitet. Von der Staatskanzlei hinter die Ladentheke: Wie war das für Sie?

Malu Dreyer (Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz (SPD) und Schirmherrin der Kampagne "Dein Tag für Afrika"): Generell ist die "Aktion Tagwerk" immer etwas ganz Besonderes. Ich glaube, nicht nur für die Schüler und Schülerinnen, sondern auch für uns. Denn viele Minister und Ministerinnen machen mit, wie ich auch, weil wir uns mit dieser wunderbaren Aktion solidarisch zeigen wollen. Und dass ich heute hinter der Kasse stand und sozusagen "abkassiert habe", war schon ein besonderes Vergnügen. Das war während der allgemeinen Mittagspausenzeit und ganz, ganz viele Leute waren bei einem Haushaltswarenhersteller im Werkverkauf. Es hat Spaß gemacht, zusammen mit einem Schüler zusammen die Preise einzuscannen und das Geld einzunehmen. Es hat einfach Spaß gemacht.

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn viel verkauft?

Dreyer: Ja, es war richtig was los, muss man sagen. Aber man muss auch sagen: Ich will mich gar nicht so in den Mittelpunkt stellen, dass ich da mitmache. Das ist wirklich ein Zeichen der Solidarität zu dieser tollen Aktion und im Mittelpunkt stehen die Schüler und Schülerinnen, nämlich 190.000 bundesweit, die an diesem Tag "Dein Tag für Afrika" ein Tagwerk tun, um Schüler und Schülerinnen in Afrika im gleichen Alter zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Was stellen denn die Schülerinnen und Schüler alles auf die Beine, die sich an diesem Tag für Afrika beteiligen?

Dreyer: Beispielsweise gab es in dem Unternehmen, in dem ich heute war, ganz viel für die Schüler zu tun. Es waren auch viele Schüler und Schülerinnen bei den Stadtwerken beschäftigt. Vom Bäcker bis zum Metzger, von den Stadtwerken bis zu den größeren Unternehmen stellten viele für einen Tag Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Schüler und Schülerinnen übernehmen dann die Tätigkeiten, die dort normalerweise Mitarbeiter ausüben.

DOMRADIO.DE: Sie sind selber auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Ist Ihr Engagement auch christlich motiviert?

Dreyer: Ja, ganz sicher ist es natürlich auch so, dass für Christen die Nächstenliebe eine ganz besonders große Rolle spielt, aber auch die Verantwortung insgesamt der Welt gegenüber. Aber auch als Politikerin muss ich sagen, dass es doch eine Selbstverständlichkeit ist, bei einer so tollen Solidaritätsaktion mitzumachen. Ich finde es besonders wichtig, dass junge Leute sich damit beschäftigen, dass junge Leute in anderen Teilen dieser Welt unter völlig anderen Bedingungen leben und nichts selbstverständlich ist, was wir hier erleben. Sondern, dass wir auch eine Verantwortung dafür haben, dass es den jungen Leuten auf anderen Kontinenten besser geht.

DOMRADIO.DE: Wird diese Verantwortung denn von Deutschland und der Europäischen Union gerechterweise wahrgenommen oder ist es richtig, dass da auch Hilfswerke aushelfen müssen und da eine Lücke in der deutschen Entwicklungshilfe schließen müssen?

Dreyer: Ich glaube, es ist immer wichtig, dass tatsächlich aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich heraus viele Aktivitäten stattfinden. Nichtsdestotrotz glaube ich, müssen wir auch noch ein ganzes Stück in unserer Politik besser werden. Wir reden viel davon, Fluchtursachen zu beseitigen. Aber ich denke, da ist noch viel Luft nach oben. Wenn man viel tut, zum Beispiel in unserem Partnerland Ruanda, für Kinder und junge Leute und denen Perspektiven gibt, dann haben sie auch keinen Grund davonzulaufen. Das ist unsere Aufgabe ganz generell.

DOMRADIO.DE: Sind wir da mit der jetzigen Entwicklungshilfe auf dem richtigen Weg?

Dreyer: Ja, ich glaube in Ansätzen schon. Aber wir können trotzdem noch besser werden. Die Partnerschaft von Ruanda und Rheinland-Pfalz zeigt zum Beispiel ganz schön, dass sich, wenn man sich auf Augenhöhe miteinander bewegt und tatsächlich den Menschen in Ruanda die Chance gibt, sich zu entwickeln, selbstständig zu werden, ihre eigenen Geschäfte machen zu können, Chancen im Welthandel ergeben. Man muss ihnen die Perspektive geben, als Land wirklich zu überleben und sich selber zu entwickeln. Und darum geht es eigentlich bei der Entwicklungshilfe: Auf Augenhöhe den anderen die gleichen Chancen einzuräumen, die man selber hat.

DOMRADIO.DE: Für die Schülerinnen und Schüler war das bestimmt ein interessanter Tag. Einfach mal nach Afrika zu blicken und sich nicht ständig mit Mathe, Deutsch und den ganzen anderen Fächern herumschlagen zu müssen. Was haben Sie denn heute dazu gelernt, bei diesem Tag?

Dreyer: Ich habe mal wieder dazugelernt, dass es einfach ganz tolle junge Leute gibt, die sich einfach nicht nur für ihr eigenes Leben interessieren, sondern für die es ganz selbstverständlich ist, auch für andere etwas zu tun. Und wenn man bedenkt, wieviel Schüler heute teilgenommen haben, 60.000 in Rheinland-Pfalz, dann weiß man auch, dass es ganz viel aufgeschlossene Arbeitgeber gibt, die diesen Schülern auch Jobs geben. Auch das ist eine ganz tolle Sache.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.


Aktion "Dein Tag für Afrika" / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Aktion "Dein Tag für Afrika" / © Fredrik von Erichsen ( dpa )
Quelle:
DR