Die Nachwirkungen des Trump-Kim-Gipfels

Alles nur Show?

Voll des gegenseitigen Lobes sind Trump und Kim nach dem Gipfel in Singapur auseinander gegangen. Trump twittert nette Worte und die Medien in Pjöngjang feiern die Zusammenkunft als "Treffen des Jahrhunderts". Alles nur Show?

Reaktion in Nordkorea auf das Gipfeltreffen / © Minoru Iwasaki (dpa)
Reaktion in Nordkorea auf das Gipfeltreffen / © Minoru Iwasaki ( dpa )

DOMRADIO.DE: Ist das für Sie wahrhafte Versöhnung oder alles Show und Kims letzter Rettungsversuch, weil das Land wirtschaftlich kaputt ist?

Renke Brahms (Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland): Dass Kim unter Druck steht und sozusagen diesen Weg sucht, das ist ja ganz offensichtlich und es ist sehr viel Inszenierung. Beide, Trump und Kim, sind große Schauspieler und haben sicherlich diese Bühne dafür genutzt. Und trotzdem muss man irgendwie an dieses Ereignis anknüpfen. Insofern ist es "historisch", dass es überhaupt zu diesem Treffen gekommen ist.

DOMRADIO.DE: Würden Sie denn sagen bei dieser Inszinierung heiligt der Zweck die Mittel?

Brahms: Nein, ich würde nicht sagen, der Zweck heiligt die Mittel, denn es geht um ein Regime, das Menschenrechtsverletzungen in einem Ausmaß betreibt, das unvorstellbar ist. Es kommt, glaube ich, jetzt sehr darauf an, ob beide Seiten sozusagen die Ausdauer und die Geduld und tatsächlich den Willen haben, konkrete Schritte zu gehen. Denn die Vereinbarung ist eine Goodwill-Erklärung. Aber, ob beide wirklich die Geduld haben, das ist die große Frage.

DOMRADIO.DE: Geben Sie den offensichtlichen, frühen Friedensbemühungen denn eine Chance?

Brahms: Ich würde sagen, man muss das Gespräch immer nutzen und dem immer eine Chance geben. Ich glaube, dass die internationale Gemeinschaft wie China, Japan und die anderen Staaten sozusagen mit an den Tisch müssen, um daraus wirklich eine ernsthafte Vereinbarung erzielen zu können.

Es sollte nicht nur den beiden überlassen werden. Ich meine, man kann ja auch nicht über die Köpfe der Südkoreaner hinweg handeln. Insofern glaube ich, würden die anderen Länder das garantieren, dass daraus wirklich etwas Konkretes wird.

DOMRADIO.DE: Angenommen dieser Dauerkonflikt wird tatsächlich befriedet, ist es ein Tropfen auf den heißen Stein oder ein Meilenstein auf dem Weg zum Weltfrieden?

Brahms: Also der Weltfrieden ist damit noch nicht gesichert. Aber es wäre natürlich ein Schritt in einer Region, die hochexplosiv ist und dort für Entspannung zu sorgen, wäre ein wichtiger Schritt.

Und ich kenne viele Christen aus Korea, die ich selbst getroffen habe, die eine große Hoffnung haben, dass hier wirklich ein Frieden entsteht. Aber ob das zu einer Wiedervereinigung wird, steht noch in den Sternen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Renke Brahms / © N.N. (Bremische Evangelische Kirche)
Quelle:
DR
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