Tausende demonstrieren in Goslar gegen rechten Aufmarsch

"Friedlicher und bunter Protest"

Bunter Protest und kaum Zwischenfälle: Mehrere Tausend Nazi-Gegner haben am Samstag in Goslar mit Sprechhören, Transparenten und Luftballons gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten in der Stadt protestiert.

Demonstration gegen Naziaufmarsch in Goslar / © Swen Pförtner (dpa)
Demonstration gegen Naziaufmarsch in Goslar / © Swen Pförtner ( dpa )

An einem "Marsch für Demokratie" des Goslarer Bündnisses gegen Rechtsextremismus beteiligten sich nach Angaben von Veranstaltern und Polizei rund 3.000 Menschen. Unter den Teilnehmern waren Goslars Oberbürgermeisters Oliver Junk (CDU), der frühere SPD-Vorsitzende und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sowie mehrere niedersächsische Landtagsabgeordnete.

Kirchen boten "Stärkungsgebet" an

Die Demonstration durch die Goslarer Altstadt sei weitgehend friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Der niedersächsische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Dietmar Schilff, äußerte sich zufrieden über den Ablauf der Demonstration: "Es ist ein friedlicher und bunter Protest", sagte er.

Vor der Kundgebung des Bündnisses gegen Rechtsextremismus hatten Goslarer Kirchengemeinden die Bürger zu einem "Stärkungsgebet" in die Kirche St. Jakobi eingeladen. Am Mittag wurden in mehreren Kirchen Friedensgebete angeboten.

Bereits am Vormittag wurde auf die Bahnstrecke Goslar – Halberstadt ein Anschlag verübt. Unbekannte hätten nahe Ilsenburg Kabel in einen Kabelschacht in Brand gesetzt, einen brennenden Reifen ins Gleis gelegt sowie eine Schiene auf circa 70 Zentimeter einbetoniert, teilte die Bundespolizei mit. Die Strecke wurde gesperrt und ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Ob der Anschlag im Zusammenhang mit den Protesten gegen Rechts stand, war zunächst unklar.

Lediglich 170 Neonazis zeigten sich

Die Demonstration der Rechtsextremisten auf einer Route nördlich des Goslarer Bahnhofs begann mit zweistündiger Verzögerung. Hier zählte die Polizei 170 Teilnehmer. Die Neonazis versammelten sich anlässlich eines von ihnen ausgerufenen "Tages der deutschen Zukunft". Diese Veranstaltung findet seit zehn Jahren in unterschiedlichen Städten statt. Sie gilt als Vernetzungstreffen der deutschen Neonazi-Szene.

Zum Abschluss des Aufmarsches 2017 in Karlsruhe war verkündet worden, dass das Jubiläum in der "Reichsbauernstadt" Goslar stattfinden solle. "Reichsbauernstadt" war der nationalsozialistische Titel für Goslar in den Jahren 1936 bis 1945.

Für den späten Nachmittag hatten Rechtesextremisten kurzfristig eine weitere Kundgebung in Hildesheim angemeldet. 2019 soll der "Tag der deutschen Zukunft" in Chemnitz abgehalten werden, erklärten Redner.Die Polizei hatte ein Großaufgebot in Goslar zusammengezogen, um die Demonstrationszüge der beiden Lager zu trennen. Mehrere Straßen wurden für den Verkehr gesperrt, Halteverbotszonen eingerichtet und Buslinien umgeleitet. Die Stadt Goslar hatte ein Bürgertelefon eingerichtet.


Quelle:
epd
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