Diskussionen um Feiertag am Reformationstag halten an

Was macht Niedersachsen?

Bei der Anhörung des niedersächsischen Landtags zum neuen Feiertag hagelte es Kritik am Reformationstag, den Ministerpräsident Stephan Weil vorgeschlagen hatte. So auch von katholischer Seite, die eine Alternative ins Spiel brachte.

Autor/in:
Michael Grau
Diskussionen um Feiertag am Reformationstag halten an / © Sebastian Gollnow (dpa)
Diskussionen um Feiertag am Reformationstag halten an / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Bei der Verbandsanhörung zum geplanten neuen Feiertag in Niedersachsen haben Vertreter der evangelischen Kirche den vorgeschlagenen Reformationstag (31. Oktober) gegen die zum Teil scharfe Kritik von Verbänden und Religionsvertretern verteidigt.

Rund 2.050 Kirchengemeinden stellten sicher, dass dieser Tag bis in den letzten Winkel des Landes mit Inhalt gefüllt werde, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Donnerstag in Hannover. "So kann er ein Tag werden, an dem wir weltoffen, interreligiös und ökumenisch über die Zukunft unserer Gesellschaft nachdenken."

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich dafür starkgemacht, den Reformationstag zum arbeitsfreien Feiertag zu erklären. Der Landtag wird voraussichtlich im Juni über den neuen Feiertag abstimmen

Katholische Kirche kritisiert Vorschlag

Zu der Anhörung hatte der Innenausschuss des Landtages rund 22 Vertreter verschiedener Organisationen eingeladen. Von Anfang an hagelte es Kritik vor allem von jüdischen Gemeinden, der katholischen Kirche sowie von den Humanisten und Wirtschaftsverbänden. "Dieser Tag ist der Falscheste, den Sie wählen können", sagte der jüdische Verbandsvorsitzende Michael Fürst an die Abgeordneten gewandt.

Er verwies dabei unter anderem auf antisemitische Tiraden des Reformators Martin Luther (1483-1546). Ingrid Wettberg von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover betonte: "Dieser Tag wird immer untrennbar mit Martin Luther verbunden sein." Die Nationalsozialisten hätten sich immer auf Luther als Kronzeugen ihres Antisemitismus berufen.

Buß- und Bettag als Alternative

Prälat Felix Bernard vom Katholischen Büro Niedersachsen sagte, der 31. Oktober erinnere immer noch primär an die Kirchenspaltung. "Das ist für uns kein Grund zum Feiern." Bernard sprach sich wie Michael Fürst und andere Vertreter der katholischen Kirche für den Buß- und Bettag aus. Fürst schlug außerdem dem "Tag der Weißen Rose" am 30. Januar vor, der an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert.

Johann-Albrecht Haupt von der Humanistischen Union argumentierte, die Protestanten bildeten nicht mehr die Mehrheit in Niedersachsen. Nur noch 44,7 Prozent der Bevölkerung seien evangelisch. Die Landesregierung operiere bei ihrer Gesetzesinitiative mit falschen Zahlen. "Bei der Vielzahl der christlich begründeten Feiertage halten wir einen weiteren Feiertag für mehr als bedenklich", unterstrich Haupt. Der Reformationstag spalte anstatt zu integrieren.

Unternehmerverbände generell gegen neuen Feiertag

Aus Sicht von Volker Müller von den Unternehmerverbänden Niedersachsen braucht das Land gar keinen neuen Feiertag. Ein solcher Tag werde der Wirtschaft schaden, sagte Müller. Besser sei es, gerade jetzt, wo die Wirtschaft gut laufe, dafür zu sorgen, dass dies so bleibe.

Auf Zustimmung stieß der Vorschlag von Ministerpräsident Weil in unterschiedlichen Graden beim Richterbund, den Gewerkschaften und der Alevitischen Gemeinde. Für den Richterbund warnte Bert Karrasch vor einer "Insellösung" in der Feiertagsfrage ohne Gemeinsamkeiten mit anderen Bundesländern.

Lars Niggemeyer vom Deutschen Gewerkschaftsbund sagte, ein neuer gesetzlicher Feiertag werde zur Motivation der Arbeitnehmer beitragen. Murat Yasik von der Alevitischen Gemeinde erläuterte, auch seine Gemeinschaft habe sich dem Reformgedanken verschrieben.


Unter Druck: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil / © Swen Pförtner (dpa)
Unter Druck: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil / © Swen Pförtner ( dpa )

Prälat Felix Bernard (Katholisches Büro Niedersachsen)
Quelle:
epd
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