Bischof Neymeyr: Christliche Werte auch säkular vermittelbar

"In die Gesellschaft hineintragen"

Christliche Werte sind nach Ansicht des katholischen Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr auch in säkularisierten Gesellschaften vermittelbar. Als ein Beispiel stellte er das Engagement der Kirchen für die Flüchtlinge heraus.

Bischof Neymeyr: "Christliche Werte in die Gesellschaft hineintagen" / © Martin Gerten (dpa)
Bischof Neymeyr: "Christliche Werte in die Gesellschaft hineintagen" / © Martin Gerten ( dpa )

"Wichtig ist, mit den Menschen darüber in eine wirkliche Kommunikation zu kommen und besonders das Selbstwertgefühl der Menschen im Blick zu haben", sagte Neymeyr am Dienstagabend in Erfurt. Für Christen grundlegende Werte wie etwa die Menschenwürde "kann man auch mit nichtgläubigen Menschen gut kommunizieren".

Dombeleuchtung bei AfD-Demo abgeschaltet

"Wir Christen leben unser Wertesystem und tragen es so in die Gesellschaft hinein", sagte Neymeyr. Kirche könne sich durchaus politisch positionieren, sollte aber nicht direkt ins Parteigeschehen eingreifen. Er verteidigte die Aktion, bei AfD-Demonstrationen auf dem Erfurter Domplatz die Beleuchtung des Doms auszuschalten. "Aber ich habe nie gesagt, dass ein Katholik nicht Mitglied der AfD sein kann", so Neymeyr. Er äußerte sich bei einem Podium zum Thema "Meine Werte - deine Werte: Was hält unsere Gesellschaft zusammen?".

Der Präsident des Thüringer Landtags, Christian Carius, sagte: "Es muss eine Schnittmenge von Werten als Fundament und Orientierungsrahmen einer Gesellschaft geben." Als Beispiele nannte er gegenseitigen Respekt. Mit Blick auf eine zunehmende Politikverdrossenheit sagte er, der Staat könne Vertrauen schaffen, "wenn er hält, was er verspricht". Zugleich räumte Carius ein: "Demokratie ist im Kern ein konflikthafter Prozess, den wir aushalten müssen."

Mindeststandart an gleichen Werten unabdingbar

Der Soziologe Raj Kollmorgen betonte: "Eine umfassende übergreifende Wertegemeinschaft zu begründen, halte ich für eine Chimäre angesichts unserer vielfältig ausdifferenzierten Gesellschaft." Er hielte es auch nicht für sinnvoll, "weil aus Wertekonflikten gesellschaftliche Weiterentwicklungen entstehen", so der Professor der Hochschule Zittau/Görlitz.

Gleichwohl setzten sich in Gesellschaften bestimmte Werteordnungen dominant durch. Ein Mindeststandart an gleichen, geteilten Werten sei unabdingbar: "Denn Werte ermöglichen ein Vertrauensfundament und sind damit elementar für Gemeinschaftsbildung." Kollmorgen erklärte, Werte vermittelten ein Gefühl der Freiheit, motivierten und mobilisierten Individuen und bestimmten ihr Handeln.


Bischof Ulrich Neymeyr im Portrait / © Jacob Schröter (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr im Portrait / © Jacob Schröter ( KNA )
Quelle:
KNA