Kiewer Patriarch betet im EU-Parlament für Friede in Ukraine

Kirche trifft Politik

Ungewöhnlicher Gast im EU-Parlament: Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret hat von der EU ein Festhalten an den Sanktionen gegen Russland gefordert.

Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman (KNA)
Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret Denyssenko / © Alexey Furman ( KNA )

Patriarch Filaret betete im Parlamentsgebäude für Frieden in der Ukraine und in Europa. Russland sei ein "Aggressor", sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch in Brüssel. Wenn Europa den Krieg im Osten der Ukraine nicht als "gesamteuropäisches Problem" begreife, werde es selbst Probleme bekommen.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani begrüßte Filaret auf der Besuchertribüne des Parlaments in Brüssel. Der Patriarch betete im Parlamentsgebäude für Frieden in der Ukraine und in Europa. Bei dem Gottesdienst sprach er sich für die Wiedervereinigung der orthodoxen Kirche in seinem Land und deren Unabhängigkeit von Moskau aus. Eine solche Landeskirche sei eine "Grundlage für die Unteilbarkeit des ukrainischen Staates und der Einheit des ukrainischen Volkes".

Gespaltene Kirche

In der Ukraine hatte sich die orthodoxe Kirche nach der 1991 erlangten staatlichen Unabhängigkeit in zwei orthodoxe Konfessionen gespalten. Filaret steht der 1992 gegründeten Kirche des Kiewer Patriarchats vor. Die andere Kirche ist mit dem Moskauer Patriarchat verbunden. Staatspräsident Petro Poroschenko hatte Mitte April dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gebeten, der orthodoxen Kirche seines Landes die Autokephalie (Eigenständigkeit) zu gewähren.

Filaret und das ukrainische Parlament unterstützen dieses Gesuch. Die russisch-orthodoxe Kirche und der Kreml lehnen die Trennung der ukrainischen Kirche von Moskau dagegen ab. Das Patriarchat von Konstantinopel will demnächst über den Antrag aus Kiew beraten.

Kämpfe im Donbass

Während seines Besuchs in Belgien wollte Filaret in einem Krankenhaus verletzte ukrainische Soldaten besuchen und mit der ukrainischen Gemeinde zusammenkommen. Im Vorfeld der Reise hatte er die EU, die USA und die Vereinten Nationen aufgerufen, die Religionsfreiheit im Osten der Ukraine zu verteidigen. Die Separatisten im Donbass würden damit drohen, Gotteshäuser zu schließen und Pfarreien aufzulösen, die nicht von ihnen registriert worden seien.

Seit 2014 kämpfen im Osten der Ukraine von Moskau unterstützte Separatisten gegen ukrainische Soldaten. Bei den Gefechten starben nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 10.000 Menschen. Kiew und Moskau geben sich gegenseitig die Schuld für den Konflikt.

 

Quelle:
KNA