Noch mehr als 20 Glocken mit Nazi-Symbolen in Kirchen

Kritische Auseinandersetzung notwendig

Hakenkreuz-Glocken haben in jüngster Zeit immer wieder für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Ein Pressebericht gibt jetzt bekannt, dass in mehr als 20 deutschen Kirchen heute noch Glocken mit Bezug zum Nationalsozialismus hängen.

Bronzeglocke mit Hakenkreuz / © Uwe Anspach (dpa)
Bronzeglocke mit Hakenkreuz / © Uwe Anspach ( dpa )

Eine Umfrage des Magazins "Spiegel" bei der katholischen Kirche und den evangelischen Landeskirchen habe ergeben, dass es noch mindestens 21 Exemplare in evangelischen Gotteshäusern gebe und zwei weitere in einer katholischen Kirche im mittelhessischen Amöneburg.

Noch weitere Hakenkreuz-Glocken

Auf den Glocken fänden sich Hakenkreuze oder Inschriften, die auf Adolf Hitler oder Ereignisse wie den Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich verwiesen. Einige seien bereits stillgelegt, abgehängt oder ersetzt worden, in manchen Fällen sei noch keine Entscheidung gefallen. Nach Angaben einiger Landeskirchen könnte es noch mehr solcher Funde geben, da sie nur unvollständige Erkenntnisse über Inschriften und Symbole im Turmgeläut hätten, so das Magazin.

Hakenkreuz-Glocken sorgten in jüngster Vergangenheit immer wieder für bundesweites Aufsehen. So hatten Unbekannte das umstrittene Symbol auf einer Kirchenglocke im niedersächsischen Schweringen heimlich abgeflext. Ein Exemplar im niedersächsischen Faßberg soll ersetzt werden. Im pfälzischen Herxheim hatte der Gemeinderat dagegen entschieden, eine Glocke mit nationalsozialistischer Inschrift als zeitgeschichtliches Dokument hängen zu lassen und weiter zu nutzen.

Historische Einordnung unabdingbar

Nach Ansicht des Historikers und Glockenkundlers Sebastian Wamsiedler können Glocken mit NS-Symbolik unter bestimmten Voraussetzungen in Betrieb bleiben. "Man muss auf jeden Fall über die Hintergründe informieren, etwa mit einer Hinweis- und Mahntafel mit historisch einordnender Bewertung", sagte er kürzlich im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Glocken seien schließlich nicht nur durch ihre Gestaltung "Denkmäler ihrer jeweiligen Entstehungszeit". Auch deshalb sei ein Entfernen von Hakenkreuzen oder Inschriften keine Option: "Es ist schließlich auch ein zeitgeschichtliches Dokument, zu dem man stehen muss. Man kann unliebsame Dinge nicht einfach runterschleifen."

Die Glocken "stillschweigend weiter zu benutzen, ohne dass eine kritische Auseinandersetzung seitens der Gemeinde stattfindet, geht auf keinen Fall", erläuterte Wamsiedler weiter. Das Thema sei noch zu wenig erforscht, weshalb er eine gründlichere Debatte begrüßen würde. Die Pfarreien würden durch Beratung von Kirchenleitungen und Glockensachverständigen mit der Problematik nicht alleingelassen.


Quelle:
KNA