Minister Müller fordert zu mehr interreligiösem Dialog auf

"Weltethos gemeinsamer Werte"

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat die Äußerung von Bundesinnenminister Horst Seehofer, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, relativiert. Im Interview mit der "Passauer Neuen Presse" sagte er, der radikale Islam gehöre nicht zu Deutschland.

Gerd Müller / © Rainer Jensen (dpa)
Gerd Müller / © Rainer Jensen ( dpa )

"Die Religionen leben in Deutschland im Großen und Ganzen sehr friedlich miteinander. Der radikale Islam, der auf die Scharia baut und unsere Rechtsordnung leugnet, gehört deswegen auch nicht zu Deutschland", sagte Müller im Interview mit der Tageszeitung. Müller, Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, fordert die Muslime und ihre Verbände auf, sich von radikalen Strömungen abzugrenzen. "Und wir brauchen einen stärkeren Dialog unter den Religionen auf allen Ebenen", fügte er hinzu. "Muslime, Juden, Christen, Hinduisten und Buddhisten verbindet ein Weltethos gemeinsamer Werte."

Mit Blick auf die Kabinettsklausur in der nächsten Woche und dort festzulegende Arbeitsschwerpunkte sagte Müller: "Priorität hat die Krisenbewältigung in Syrien und der Region, hier sind wir massiv gefordert." Sechs bis sieben Millionen Flüchtlinge lebten dort weiterhin unter dramatischen Verhältnissen. Als neuen Schwerpunkt nennt Müller den Irak: "Dort werde ich in wenigen Tagen ein Migrationsberatungszentrum im Norden des Landes eröffnen, ein weiteres werden wir in Bagdad auf den Weg bringen.»

Müller: Junge Iraker werden für Wiederaufbau gebraucht

Auf die Frage, ob Abschiebungen aus Deutschland in den Irak verstärkt werden sollten, sagte er: "Es kehren bereits mehr als fünf Mal so viele Migranten freiwillig zurück wie abgeschoben werden. Diesen Trend müssen wir verstärken." Junge Iraker würden in ihrer Heimat für den Wiederaufbau gebraucht und sollten nicht in Deutschland Asyl beantragen, so der CSU-Politiker.

Er forderte die Europäische Union auf, ihre Afrikapolitik neu auszurichten und ihre Entwicklungszusammenarbeit auszubauen. Bei ihrer Finanzplanung solle die EU neue Einnahmequellen erschließen: "Mit (Bundesfinanzminister) Olaf Scholz sollten wir jetzt die Finanztransaktionssteuer in Europa umsetzen. Eine Abgabe von 0,01 Prozent auf Finanztransaktionen würde Europa pro Jahr 60 Milliarden Euro einbringen." Dies ginge laut Müller nicht zulasten der Bürger, sondern zulasten von Spekulanten und institutionellen Anlegern. "Und die könnten die Abgabe ohne Probleme verkraften."


Quelle:
KNA
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