Würzburger Bischof: AfD-Wähler nicht vorverurteilen

"Protest, Angst und Not artikulieren"

Der neu ernannte Bischof von Würzburg, Franz Jung, hat vor Pauschalisierungen und Vorverurteilungen von AfD-Wählern gewarnt. "Viele, die AfD wählen, sind Menschen, die ihren Protest, ihre Angst und ihre Not artikulieren wollen". 

Logo der AfD auf Flyern / © Christophe Gateau (dpa)
Logo der AfD auf Flyern / © Christophe Gateau ( dpa )

"Sie glauben, dass sie nicht ernst genommen werden", sagte Jung im Interview der Würzburger "Main-Post" (Samstag) weiter. "Es ist gefährlich für eine Demokratie, wenn der Eindruck entsteht, dass die Politik nicht mehr auf das hört, was die Menschen sagen." Deshalb brauche es ein differenziertes Urteil, wenn es um die AfD gehe.

Er selbst werde sich auch in seiner neuen Funktion zu politischen Fragen zu Wort melden, wenn es erforderlich sei. "Das ist auch die Aufgabe des Bischofs", sagte Jung. "Dazu gehört manchmal auch, anderen zu zeigen: Ich nehme deine Position wahr und ernst, aber ich teile sie nicht." 

Jung verteidigt Speyrer Generalvikar

Gleichzeitig verteidigte Jung seine Teilnahme als Speyrer Generalvikar an einer Kundgebung im rheinland-pfälzischen Kandel nach dem Tod einer 15-Jährigen durch einen Messerangriff.

Tatverdächtig ist der Ex-Freund der Jugendlichen, ein afghanischer Flüchtling. Jung wurde von rechtspopulistischen Blogs vorgeworfen, die Antifa zu unterstützen.

"Es war eine sehr beklemmende, fast unerträgliche Situation im Ort", erklärte Jung. Die Kirchen hielten es deshalb für wichtig, Farbe zu bekennen, wenn Kandel zum Aufmarschort für Flüchtlingsgegner mit rechtsradikalen Parolen werde. "Kandel ist eben nicht überall - wie dort laut gerufen wird." Der Tod des Mädchens vor einigen Monaten dürfe nicht für diese Gruppen missbraucht werden. "Deshalb wollten wir die Familie unterstützen und auch schützen, damit aus ihrer Trauer keine allgemeine Kampagne gegen Flüchtlinge wird."

 


Franz Jung / © Klaus Landry / Bischöfliches Ordinariat Würzburg (dpa)
Franz Jung / © Klaus Landry / Bischöfliches Ordinariat Würzburg ( dpa )
Quelle:
KNA