Trump verliert bei religiös konservativen Frauen an Zustimmung

Abgang auf Zehenspitzen

Für Donald Trump bildeten die weißen Evangelikalen bisher die verlässlichste Wählergruppe. Die Männer bleiben dem US-Präsidenten auch weiterhin treu, doch die Frauen schleichen sich langsam davon. Woher kommt das?

Autor/in:
Bernd Tenhage
Trump-Fans / © Susan Walsh (dpa)
Trump-Fans / © Susan Walsh ( dpa )

Penny Nance schließt US-Präsident Donald Trump jeden Tag in ihr Gebet mit ein. Die Präsidentin der 1979 gegründeten Organisation "Concerned Women for America" (Besorgte Frauen für die USA) vertritt eine halbe Million weiße konservative Protestantinnen, die ähnlich denken wie sie. Trumps persönliches Leben sei ihr und ihren meisten Mitstreiterinnen fremd, sagt sie. Doch bislang sahen viele über Ehebruch und Sexismus des Präsidenten hinweg.

An anderer Stelle habe er Frauen sehr gefördert, argumentiert Nance. Etwa mit der Berufung seiner Tochter Ivanka zur Beraterin; mit der Rolle, die Kellyanne Conway in der Regierung spielt, oder mit der Förderung von Sarah Huckabee Sanders, die die erste Mutter als Pressesprecherin im Weißen Haus ist. All das zählt bei den evangelikalen Frauen.

Vertrauenseinbuße

Zuletzt jedoch flaute die Trump-Begeisterung in dieser Gruppierung messbar ab. Laut dem renommierten Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center würden derzeit rund 13 Prozent der ehemals 73 Prozent Wählerinnen auf der weiblichen religiösen Rechten Trump nicht mehr ihre Stimme geben; das sind 5 Prozent über der Vertrauenseinbuße des Präsidenten bei allen Frauen.

Der Rückgang der Unterstützung hat vor allem mit seinem selbst in der Öffentlichkeit als sehr grob empfundenen Umgang mit Gattin Melania zu tun. Der Gedanke, die First Lady könnte die Leidtragende einer Affäre mit Pornodarstellerin Stormy Daniels gewesen sein, treibt viele Frauen um. Dass Melania mit Sohn Barron in dieser Zeit hochschwanger war, nagt ebenfalls am Ansehen. Schließlich soll Trump auch zwei anderen Frauen Schweigegelder gezahlt haben, damit sie nicht über ihre Affären mit ihm sprechen.

"So behandelt man einfach keine Menschen"

"Vieles, was er sagt oder tut, würden wir unseren Kindern als Beispiele vorhalten, was man nicht tun soll", umschreibt Carmen Fowler LaBerge, Gastgeberin der Radiosendung "The Reconnect", die Stimmung. "So behandelt man einfach keine Menschen." Während die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen, schleichen die evangelikalen Wählerinnen eher auf Zehenspitzen davon denn unter lautem Protest.

Viele halten Trump immerhin zugute, sich klar gegen Abtreibung positioniert zu haben. Die "New York Times" bewegte zu Monatsanfang acht Frauen zu einem Treffen in einem Privathaus in Virginia, wo sie freimütig, aber anonym über Trump sprachen. Ihren Namen wollten sie nicht nennen, weil sie Vergeltungsmaßnahmen am Arbeitsplatz, in der Kirche oder sogar in den Schulen ihrer Kinder fürchteten. Der Tenor der Runde war eindeutig. Den Charakter des Präsidenten verteidigte niemand. Was die Frauen fasziniert, ist sein politisches Durchsetzungsvermögen.

Eingelöste Wahlversprechen

Das gilt übrigens auch für einige konservative Katholikinnen. Etwa die Präsidentin des "March for Life", Jeanne Mancini. Für sie bleibt der Anti-Abtreibungs-Kurs Trumps das Entscheidende. Er habe "eine Menge für das ungeborene Leben getan". Andere erwähnen die Ernennung des Konservativen Neil Gorsuch zum Richter am Supreme Court. Damit habe er ein Wahlkampfversprechen erfüllt. Das gleiche gilt für die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

Moderatorin Fowler LaBerge spricht von einem pragmatischen Verhältnis, das die evangelikalen Frauen zu dem polarisierenden Präsidenten pflegen. Das gehe so weit, dass einige schon den Blick schon auf die Präsidentschaftswahlen 2020 richteten. Wunschkandidat sei jemand, der wie Trump regiere, sich aber persönlich anders verhalte.

"Mit Gott auf unserer Seite"

Der Buchautor von "With God on Our side" (Mit Gott auf unserer Seite), William Martin, glaubt, evangelikale Christen seien deutlicher auf Distanz zu Trump gegangen, als sie öffentlich zeigten. Einen Bruch erkennt er zwar noch nicht; doch eine Wende sei in Sicht. Frei nach dem Motto: "Oh Herr, einen weiteren von dieser Art kann ich nicht ertragen."


Quelle:
KNA