Prinz Henrik von Dänemark will nicht neben seiner Frau liegen

Das Grab bleibt leer

Mit 83 Jahren ist Prinz Henrik von Dänemark gestorben. Nun macht der Familie ein protokollarisches Problem zu schaffen. Henrik will nicht in der königlichen Familiengruft neben seiner Frau beerdigt werden.

Autor/in:
Christiane Laudage
Prinz Henrik von Dänemark gestorben / © Jens Büttner (dpa)
Prinz Henrik von Dänemark gestorben / © Jens Büttner ( dpa )

Nach dem World Happiness Report 2017 ist Dänemark das zweitglücklichste Land der Welt nach Norwegen. Und das skandinavische Lebensgefühl Hygge ist momentan ein weltweiter Exportschlager. Doch Happiness und Hygge scheinen im Moment dem dänischen Königshaus verloren gegangen. Und das nicht nur, weil die Königsfamilie um Prinz Henrik trauert. Der Verstorbene hat der Familie nämlich noch ein Problem hinterlassen: Er will nicht in der königlichen Familiengruft beerdigt werden, wo er dereinst neben seiner Gattin, Königin Margrethe II., liegen würde. 

Seit mehr als 500 Jahren ist der Dom von Roskilde die bevorzugte Grablege der dänischen Königsfamilie. Also war für Königin Margrethe klar, dass sie und ihr Mann dort eines Tages ihre letzte Ruhe finden würden. In weiser Voraussicht gab sie bei dem Künstler Bjorn Norgaard einen Sarkophag in Auftrag. In der Kapelle der Heiligen Birgitta von Schweden in der Domkirche ist bereits ein Modell des Glassarkophags zu besichtigen. 

Henrik blieb zeitlebens Prinz

Doch im letzten Sommer hat Prinz Henrik klar zu verstehen gegeben, dass er dort an der Seite seiner Ehefrau, mit der er seit 1967 verheiratet ist, auf gar keinen Fall begraben sein will. Unfrieden im Königshaus? Auf jeden Fall. Denn in dem Interview mit dem Boulevard-Blatt "Se og Hor" gab der Ehemann der Königin zu verstehen: Wenn seine Frau wolle, dass sie nebeneinander in Roskilde ruhen, dann müsse sie ihn zum Königinnengemahl machen und mit mehr Respekt behandeln. Nur wenige Woche später gab der dänische Hof bekannt, Prinz Henrik leide an Demenz. 

Wenn auch die ruppige Äußerung sicher schon seiner Demenz-Krankheit geschuldet war, brachte der Prinz damit noch einmal das Anliegen zum Ausdruck, das ihn seit der Thronbesteigung seiner Ehefrau Margrethe 1972 umtreibt. Er wurde nicht König sondern blieb Prinzgemahl, einen Titel, mit dem er immer gefremdelt hat und den er 2016, als er in den Ruhestand ging, gerne abgelegt hat. Es fehlte ihm seit seiner Eheschließung mit der damaligen Kronprinzessin einfach an Anerkennung und Respekt. Im Gegensatz zu Prinz Philip, dem Ehemann von Queen Elizabeth, gab er sich nicht stillschweigend damit zufrieden, die zweite Geige zu spielen. 

Liebe zu Kunst, Kultur und Dackeln

Dabei hatte er doch anfangs alles richtig gemacht: Henri Marie Jean Andre Graf de Laborde de Monpezat, geboren am 11. Juni 1934 in Talence als eins von acht Kindern einer südfranzösischen Adelsfamilie, gab seinen französischen Grafentitel und seine Staatsbürgerschaft auf, trat aus der katholischen Kirche aus und in die evangelisch-lutherische Volkskirche ein. Außerdem zeugte er rasch zwei Kinder, so dass die direkte Thronfolge auch in der nächsten Generation gesichert war. Aber die Dänen nahmen ihm übel, wie er in seiner Autobiografie sagte, dass er französische Zigaretten bevorzugte, lieber Wein statt Bier trank, Citroën statt Volvo fuhr und nicht gut genug Dänisch sprach. 

Das royale Ehepaar verband die Liebe zu Kunst, Kultur und Dackeln. Er betätigte sich als Bildhauer und Dichter, sie als Grafikerin und Designerin, gemeinsam übersetzten sie einen Roman der französischen Philosophin Simone de Beauvoir. Als Rückzugs- und Ferienort diente ihnen das südfranzösische Chateau de Caix, wo Prinz Henrik Wein anbaute. 

Züchtiges Elternhaus

Doch Happiness und Hygge waren nicht immer die steten Begleiter der Familie. Einer von den denkwürdigen Sprüchen des Prinzgemahls war: "Kinder sind wie Hunde und Pferde. Man muss sie dressieren." Eine Äußerung des Thronfolgers Frederik deutete an, dass das mittlerweile verpönte Prinzip "Wen man liebt, den züchtigt man" in der königlichen Familie zur Anwendung kam. Gemäß royaler Sitte wuchsen die Kinder in einer Kinderstube unter Aufsicht einer Nanny heran. Sie durften erst mit vier Jahren gemeinsam mit ihren Eltern essen. Später gab Margrethe in einem Interview zu, dass sie eine Rabenmutter und lange Zeit eine schlechte Ehefrau war, weil sie ihre Aufgabe als Königin überordnete.

Jetzt muss die Königin gemeinsam mit ihrer Familie überlegen, wie das royale Protokoll mit den Wünschen ihres Ehemannes in Übereinstimmung zu bringen ist. Was den Sarkophag in Roskilde betrifft, wird eine Seite leer bleiben. Auf ewig.


Quelle:
KNA