Bündnis gegen Kindersoldaten: Stopp von Kleinwaffenexport

An deutsche Waffen gezwungen?

Hilfsorganisationen haben Deutschlands Waffenexport angeprangert. Die Waffen würden vielfach in Länder geliefert, in denen Kinder zum Kämpfen gezwungen würden, hieß es am internationalen Tag gegen Kindersoldaten.

Deutsche Waffenexporte verdoppelten sich / © Arno Burgi (dpa)
Deutsche Waffenexporte verdoppelten sich / © Arno Burgi ( dpa )

Das Deutsche Bündnis gegen Kindersoldaten hat einen Stopp aller Kleinwaffenexporte aus Deutschland und ein restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz gefordert. Rund 250.000 Kindersoldaten würden in gut 20 Ländern zum Kämpfen gezwungen oder als Spione, Lastenträger und Sexsklaven missbraucht, beklagte das Bündnis. In viele dieser Länder lieferten deutsche Rüstungskonzerne Waffen.

Das Bündnis forderte auch ein Ende der Rekrutierung von 17-Jährigen durch die Bundeswehr. Es äußerte sich zum "Red Hands-Day", dem internationalen Tag gegen Kindersoldaten, der am Montag begangen wird und an das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention von 2002 erinnert, das den Einsatz von unter 18-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet. Dazu finden in zahlreichen Städten Rote-Hand-Aktionen statt. Dem Bündnis gehören unter anderem die Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK, terre des hommes, der Lutherische Weltbund, das katholische Hilfswerk missio sowie das UN-Kinderhilfswerk Unicef und World Vision an.

"Getötet, verstümmelt, sexuell missbraucht"

"In vielen Konfliktgebieten werden Kinder getötet, verstümmelt, sexuell missbraucht und zum Dienst als Soldaten gezwungen - auch unter Benutzung deutscher Waffen", kritisierte Ralf Willinger von terre des hommes. Dabei verwies er auf deutsche Rüstungsexporte im vergangenen Jahr nach Saudi-Arabien, Indien oder in die Philippinen. Willinger verlangte von der neuen Bundesregierung ein restriktives Rüstungsexportkontrollgesetz mit einklagbaren Ablehnungskriterien. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Schärfung der Rüstungsexportrichtlinien sei zu unverbindlich.

Der ehemalige Kindersoldat aus Uganda, Innocent Opwonya, schilderte die verheerende Wirkung der massenhaft verfügbaren Kleinwaffen. "Die meisten davon kommen aus Europa und den USA. Ohne all diese Waffen könnten viele Konflikte gar nicht geführt oder weitergeführt werden".

Erste Schritte im Ostkongo

Michael Schulze von Glaßer von der DFG-VK kritisierte, dass die Bundeswehr immer mehr Minderjährige an der Waffe ausbilde. Mit 2.128 rekrutierten Jugendlichen sei 2017 ein neuer Höchstwert erreicht worden. Diese Praxis unterhöhle die Glaubwürdigkeit von Forderungen gegenüber anderen Ländern.

Das Hilfsorganisation Caritas International hat nach eigenen Angaben seit 2004 im Ostkongo fast 10.000 ehemalige Kindersoldaten wieder die Gesellschaft integrieren können. In fünf Caritas-Zentren in der Region erhielten die als Soldaten missbrauchten Kinder und Jugendlichen nach Abgabe ihrer Waffen medizinisch-psychologische Hilfe. Dazu zählten Trauma-Therapien, Alphabetisierung und Berufsausbildung bis hin zu Versöhnungsgesprächen mit den Familien und Dorfgemeinschaften. Im Ostkongo kämpfen seit mehr als zwei Jahrzehnten rund 50 bewaffnete Gruppierungen um Land und Bodenschätze. Morde, Vertreibungen, Geiselnahmen und Vergewaltigungen seien an der Tagesordnung, so Caritas International.

 


Quelle:
KNA