Kurz vor Abriss: 300 Menschen halten Mahnwache

Abschied vom "Immerather Dom"

Das Aus ist schon lange besiegelt, doch die Menschen im Tagebaugebiet Garzweiler hielten am Sonntag dennoch eine letzte Mahnwache für ihren "Immerather Dom". Am Montag beginnen die Abbrucharbeiten.

Sonnenblumen vor der Kirche in Immerath / © Federico Gambarini (dpa)
Sonnenblumen vor der Kirche in Immerath / © Federico Gambarini ( dpa )

Mit langen Spruchbändern und Transparenten haben sich viele Menschen am Sonntag im Braunkohlegebiet bei Erkelenz noch einmal von ihrer früheren Kirche im bereits umgesiedelten Ortsteil Immerath verabschiedet. Nach Veranstalterangaben nahmen rund 300 Bürger und Betroffene an einer Mahnwache für das bereits entwidmete Gotteshaus teil. Vertreter beider großer Kirchen sprachen ein ökumenisch-politisches Gebet.

Am Montag soll der Abriss des neuromanischen Gebäudes beginnen, das wegen seines Doppelturms von vielen auch «Immerather Dom» genannt wurde. Nach Informationen des Energieunternehmens RWE Power dauern die Arbeiten rund zwei Wochen.

Zu Unrecht geopfert

"Wir sind wütend und traurig darüber, dass hier ein Wahrzeichen für immer verschwindet, das mehr als hundert Jahre für die gesamte Region große Bedeutung hatte", sagte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Sonntag. Für einen heute zur Energieversorgung überflüssigen Energieträger würden Ortschaften und Kirchen zu Unrecht geopfert und die Heimat Tausender Menschen verheizt. Wie Jansen sagte, nahmen an der Mahnwache in Immerath auch Bürger aus jenen fünf Nachbardörfern teil, denen die Umsiedelung für den Tagebau Garzweiler noch bevorsteht.

Der Abriss des früheren "Immerather Doms" ist schon lange beschlossen. Bereits im Oktober 2013 wurde die einstige katholische St. Lambertus-Kirche mit einem bewegenden Gottesdienst entwidmet. Das Inventar - zum Beispiel Altar, Heiligenfiguren und Bänke - wurde verkauft oder weiterverwendet. Im etwa acht Kilometer entfernten Immerath (neu) gibt es als Ersatzbau für den "Immerather Dom" die St. Lambertus-Kapelle.

Bauern hatten Bau ermöglicht

Im April 2014 wurde das Gebäude an RWE Power übergeben. Im vergangenen Sommer ließ das Unternehmen die Kreuze von den Turmspitzen abmontieren. Vor wenigen Tagen bauten Mitarbeiter der Forschungsstelle Glasmalerei aus Mönchengladbach einen Teil der historischen Kirchenfenster aus.

Die neuromanische Basilika wurde von 1888 bis 1891 nach den Plänen des Kölner Baumeisters Erasmus Schüller errichtet. Bauern hatten den Bau mit großzügigen Spenden ermöglicht. Die Immerather packten mit an und trieben die Errichtung der Kirche mit Querhaus, Zwillingstürmen und mächtigem Portal voran.


Die Kirche St. Lambertus in Immerath / © Oliver Berg (dpa)
Die Kirche St. Lambertus in Immerath / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
dpa