Jerusalem-Bischof: Trump schürt Konflikt

Konfrontation statt Frieden

Die Jerusalem-Entscheidung der USA droht laut dem Palästinenser-Bischof Munib Younan den Nahost-Konflikt weiter zu verschärfen. Der Jüdische Weltkongress dagegen erhofft sich dadurch einen Schritt Richtung Frieden und Stabilität.

Autor/in:
Jan Dirk Herbermann
Trump erkennt Jerusalem als Israels Hauptstadt an  / © Sebastian Scheiner (dpa)
Trump erkennt Jerusalem als Israels Hauptstadt an / © Sebastian Scheiner ( dpa )

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA könne neue Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern auslösen, erklärte Younan in einem Telefon-Gespräch aus Jerusalem mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Präsident Trumps Entscheidung bedeutet Konfrontation und nicht Frieden." Trump treffe die empfindlichste Stelle der Palästinenser, sagte der in Jerusalem ansässige lutherische Bischof. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina.

Auch die Araber, viele Europäer und ebenso viele Amerikaner seien tief enttäuscht. Die USA als Schlüsselmacht zur Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern richteten enormen Schaden an. Zudem setzten sich die USA über einschlägige Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und das Völkerrecht hinweg.

Gemeinsames Jerusalem

Younan warb für ein Jerusalem, in dem die jüdische, die christliche und die muslimische Religion sowie israelische und palästinensische Bürger gleichberechtigt zu Hause sind. Younan ist Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, er war Präsident des Lutherischen Weltbundes.

Der politische Status von Jerusalem ist eines der heikelsten Themen im Nahost-Konflikt: Israel beansprucht ganz Jerusalem für sich. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Israel die Osthälfte und annektierte sie später. Die internationale Staatengemeinschaft erkannte diesen Schritt nicht an.

Jüdischer Weltkongress begrüßt Trumps Entscheidung

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat die US-Entscheidung zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels begrüßt. "Wir hoffen, dass dies ein Schritt in Richtung Frieden und Stabilität im Nahen Osten sein wird", erklärte WJC-Präsident Ronald Lauder am Mittwoch (Ortszeit) in New York.

Trump habe einen wichtigen und mutigen Schritt getan. Jerusalem sei die unbestrittene Hauptstadt Israels, erklärte Lauder. Er hoffe, dass die USA mit ihrem Signal eine "starke Botschaft dieser Wahrheit an die internationale Gemeinschaft" senden.

International stieß Trumps Ankündigung indes auf Kritik. Es wird befürchtet, dass damit der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern vielmehr weiter angeheizt wird. Der Status von Jerusalem ist ein Knackpunkt bei der Suche nach einer Verhandlungslösung. Die Palästinenser beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina.

"Ruf nach Zurückhaltung"

Der WJC stehe hinter der US-Position, dass eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts in Verhandlungen erzielt werden müsse, betonte Lauder. Trump sei "ein wahrer Freund des jüdischen Volkes und wir begrüßen sehr seinen Ruf nach Zurückhaltung". Mit Trumps Erklärung könne hoffentlich ein "neuer politischer Prozess" angestoßen werden.

Der Jüdische Weltkongress ist eine Vereinigung jüdischer Gemeinschaften und Organisationen aus rund 100 Ländern. Der Unternehmer, Kunstsammler und frühere US-Botschafter Lauder hält die Präsidentschaft des WJC seit 2007 inne. Seine Ronald S. Lauder Stiftung unterstützt in Europa jüdische Schulen sowie Bildungs- und Gemeindeeinrichtungen.


Quelle:
epd