Viele Tote bei Anschlägen von IS und Taliban in Afghanistan

Blutige Woche

Afghanistan hat eine besonders blutige Woche mit mehr als 230 Toten durchlitten. Die Taliban und IS-Terrormiliz griffen Sicherheitskräfte, aber auch Moscheen an - zuletzt am Freitagabend. Was steckt hinter den perfiden Anschlägen?

Beerdigung eines Attentat-Opfers / © Rahmat Gul (dpa)
Beerdigung eines Attentat-Opfers / © Rahmat Gul ( dpa )

Nach einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf eine schiitische Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 56 gestiegen. Weitere 55 Menschen seien bei der Attacke vom Freitag verletzt worden, sagte Hafisullah Hafis, Sprecher des Innenministeriums, am Samstag. Es handelte sich bereits um den dritten Anschlag auf eine schiitische Moschee in Kabul in knapp zwei Monaten. Die sunnitischen IS-Extremisten halten Angehörige der schiitischen Konfession für Abtrünnige.

Bei einem zweiten Anschlag auf eine sunnitische Moschee in der zentralafghanischen Provinz Ghor waren am Freitagabend mindestens 33 Menschen getötet worden. Provinzratsmitglieder und Politiker gehen davon aus, dass die Taliban hinter dem Anschlag stecken. Zu den Opfern gehörte beispielsweise auch ein erbitterter Gegner der Taliban.

Kabul: Erste Beerdigungen

Es war eine besonders blutige Woche in Afghanistan. Angeblich aus Rache für die neue Afghanistanstrategie des US-Präsidenten Donald Trump, die unter anderem stark verschärfte Luftangriffe vorsieht, hatten die Taliban seit Dienstag mindestens 142 Sicherheitskräfte und Zivilisten getötet. Die beiden Moscheeanschläge vom Freitag erhöhten dann die Gesamtzahl der Opfer auf mindestens 231 in nur vier Tagen.

In Kabul wurden am Samstag die ersten Toten beigesetzt, aber es gab keine gemeinsamen Begräbnisse wie nach vorherigen Anschlägen auf Moscheen, wie ein Mitglied der Gemeinde im Westen der Stadt, Rahmat Alisada, sagte. "Einige Familien haben schon heute Morgen ihre Verwandten beerdigt."

IS hat sich zu Anschlag bekannt

Zu den Trauernden zählte auch Mohammad Hussain. Der 60 Jahre alte Schulwächter aus dem Viertel Dascht-e Bartschi verlor bei dem Anschlag einen Neffen. "Wir haben Kasem Aschrafi vor 20 Minuten begraben", sagte er mit tränenerstickter Stimme. Ein anderer junger Mann aus der Familie liege noch im Krankenhaus.

Zu dem Anschlag in Kabul hatte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Nacht in einer Stellungnahme über die üblichen Kanäle im Internet bekannt. Ein Selbstmordattentäter habe seine Sprengstoffweste inmitten einer Menschenmenge gezündet, hieß es.

Auswärtiges Amt verurteilte Anschläge

Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die Anschläge. "Die perfiden Attacken in Ghor und Kabul richteten sich gegen Menschen, die in der Moschee ihre Religion ausüben wollten. Diese sinnlose Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen", hieß es in einer Mitteilung. Deutschland werde Afghanistan weiter beim Wiederaufbau und bei der Stabilisierung des Landes unterstützen.


Quelle:
dpa
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