Wieder viele engagierte Christen im Bundestag

Der Glaube der Abgeordneten

Auch im neuen Bundestag sind wieder zahlreiche engagierte Christen vertreten. Dies gilt vor allem für Union und SPD - aber auch bei FDP und AfD bekennt sich der eine oder andere offen zu seinem Glauben.

Autor/in:
Christoph Scholz
Plenarsaal des Bundestages / © Kay Nietfeld (dpa)
Plenarsaal des Bundestages / © Kay Nietfeld ( dpa )

Wenn sich die Bundestagsfraktionen nach der Wahl vom Sonntag neu formieren, sind auch wieder etliche engagierte Katholiken und Protestanten unter den Abgeordneten. Sie gelten nicht zuletzt als Ansprechpartner für Anliegen der Kirchen. Zugleich haben viele prominente Christen wie Norbert Lammert, Maria Böhmer, Franz-Josef Jung, Wolfgang Bosbach (alle CDU) und Johannes Singhammer (CSU) mit dem Ende der letzten Wahlperiode ihr Mandat niedergelegt.

Andere haben den erneuten Sprung in den Bundestag verpasst. Das gilt etwa für die Bonner CDU-Abgeordnete Claudia Lücking-Michel, die Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist, den Bioethikexperten Hubert Hüppe (CDU) oder die Berliner Gesundheitspolitikerin Mechthild Rawert (SPD).

Für vertiefte Analysen zu früh

Wie sich insgesamt die Religionszugehörigkeit der Abgeordneten im Bundestag statistisch verändern wird, ist noch nicht klar, da noch keine vollständigen Angaben vorliegen. Bei vielen neuen Abgeordneten beschränken sich die offiziellen Biografien auf der Web-Seite des Bundestags bislang auf Name, Geburtsort und -datum. Deshalb ist es für vertiefte Analysen zu früh.

Auf alle Fälle sind erneut mehrere Vertreter der organisierten katholischen Laien im Parlament, die für eine Verzahnung von Kirche und Politik sorgen wollen. ZdK-Mitglieder in der Unionsfraktion sind weiterhin die amtierende Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sowie die ehemalige kirchenpolitische Sprecherin der Unionsfraktion und Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds, Maria Flachsbarth, und der Sozialpolitiker Peter Weiß (CDU). Von der SPD-Fraktion gehören die noch amtierenden Bundesministerinnen für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, sowie für Umweltschutz, Barbara Hendricks, dem katholischen Laiengremium an.

Die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, ist wieder CDU-Abgeordnete. Der Bundesvorsitzende des Kolpingwerks, Thomas Dörflinger (CDU) war nicht mehr angetreten. Den Verbandskatholizismus vertritt ebenfalls wie bisher die Vorsitzende des Bundes der Katholischen Unternehmer (BKU), Marie Luise Dött (CDU).

Zu den engagierten Katholiken gehört auch Heribert Hirte, der Vorsitzende des Stephanuskreises, eines überkonfessionellen Forums in der Union, das vor allem für Religionsfreiheit eintritt. Der Kardinal-Höffner-Kreis engagierter Katholiken in der Unionsfraktion wird sich mit dem Ausscheiden von Karl Schiewerling einen neuen Vorsitzenden wählen müssen. In seinem Wahlkreis folgt ihm mit Marc Henrichmann ein Mitglied der Kolpingsfamilie.

Kirchlich aktive Abgeordnete

Auch Wolfgang Bosbach hat in seinem Rheinisch-Bergischen Wahlkreis mit Hermann-Josef Tebroke einem aktiven Katholiken den Stab übergeben. Zu den neuen kirchlich aktiven Abgeordneten gehört auch die Katholikin Silvia Breher, die für Cloppenburg-Vechta in den Bundestag einzieht, während Katholik Joachim Herrmann den Einzug über die CSU-Landesliste verpasste. Aber er könnte ja noch als Minister nach Berlin kommen.

Aktive Protestanten sind weiterhin vor allem in der Unions-Spitze vertreten, angefangen bei der CDU-Vorsitzenden, Bundeskanzlerin Angela Merkel, über die Noch-Bundesminister Thomas de Maiziere, Wolfgang Schäuble und Hermann Gröhe bis zu dem im Amt bestätigten Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder. Zu den bekannteren Protestanten gehören auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) und EKD-Ratsmitglied Thomas Rachel, der frühere Pfarrer Michael Stübgen, der Menschenrechtsexperte Michael Brand (alle CDU) sowie der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).

Auf Seiten der SPD schaffte es die bisherige Religionsbeauftragte Kerstin Griese, die dem Rat der EKD angehört, erneut ins Parlament, ebenso die Vorstands-Vize des Diakonischen Werks Württemberg, Heike Baehrens. Nach längerer Pause wieder dabei ist - wie schon von 1990 bis 2004 - der Thüringer Theologe Christoph Matschie.

Christen bei Grünen, FDP und AfD

Bei den Grünen sticht vor allem die Spitzenkandidatin und frühere EKD-Synoden-Präses Katrin Göring-Eckhardt hervor. Der ehemalige religionspolitische Sprecher Volker Beck trat nicht mehr an. Bei den Linken unter den Parlamentariern trat bisher niemand als politisch engagierter Christ besonders in Erscheinung.

Bekennende Christen finden sich aber bei der traditionell laikalen FDP. Die Generalsekretärin Nicola Beer gehört der Evangelischen Allianz an, und mit Otto Fricke zieht ein ehemaliger EKD-Synodale ins Parlament ein. Die bayerische FDP-Abgeordnete Britta Dassler gehört wiederum dem Katholischen Frauenbund an. Zudem ist der evangelische Pfarrer Pascal Kober erneut für die Liberalen im Bundestag.

Bei der AfD ist mit dem Katholiken Ulrich Oehme ein Mitglied des "Bundesvorstandes der Christen in der AfD" in den Bundestag eingezogen. Ferner hat es der ehemalige Fuldaer CDU-Abgeordnete und konservative Katholik Martin Hohmann unter neuer Parteizugehörigkeit wieder nach Berlin geschafft. Schließlich gehört auch der bekennende pfingskirchliche Christ, Waldemar Herdt, der einst im Bundesvorstand der Partei Bibeltreuer Christen aktiv war, der AfD-Fraktion an.


Quelle:
KNA