BDKJ München engangiert sich für Erstwähler

"Für junge Menschen kompatibel machen"

Junge Menschen mobilisieren, die das erste Mal wählen gehen, darum geht es in dem Filmprojekt "Mut zum Kreuz". Eine Aktion, die unter anderem der BDKJ in München auf die Beine gestellt hat. Ein Gespräch mit Produzentin Annemarie Eckardt.

Stimmzettel für die Bundestagswahl / © Stefan Sauer (dpa)
Stimmzettel für die Bundestagswahl / © Stefan Sauer ( dpa )

domradio.de:  Kommen Ihnen im Wahlkampf ganz aktuell die Themen für die jüngeren Menschen zu kurz?

Annemarie Eckardt (BDKJ München):  Ehrlich gesagt: Ja! Und zwar, ich glaube einfach, weil junge Menschen nicht so die attraktive Zielgruppe sind. Die sind relativ wenig, weil ganz viele von ihnen gar nicht wählen dürfen und ich habe das Gefühl, der Wahlkampf ist vielleicht noch auf Familien aber sonst viel, ehrlich gesagt, auch auf alte Menschen zugeschnitten. Und das finde ich ein bisschen schade und das wollten wir auch mit unserem Projekt ändern, das Ganze für junge Menschen ein bisschen kompatibler zu machen.

domradio.de:  Warum engagieren Sie sich mit dem BDKJ für die Wahl?

Eckardt: Wir sehen es einerseits als unsere christliche Verantwortung und andererseits machen wir ganz viel Bildungsarbeit und wollen junge Menschen stark machen und ihnen dabei helfen, sich eine Meinung zu bilden. Und da ist die Wahl für uns ganz wichtig, weil wir wollten sowohl Jugendleitern als auch den jungen Menschen selber Handwerkszeug an die Hand geben, sich mit Politik auseinander zu setzen, sich damit zu beschäftigen, zu merken, hey, das hat was mit mir zu tun. Es ist wichtig, das muss nicht immer super kompliziert und riesig viel Text sein, sondern wenn ich mal anfange, mich damit zu beschäftigen, finde ich ganz viel Anknüpfungspunkte in meinem Alltag.

domradio.de:  Mut zum Kreuz haben Sie ihre Aktion, ihr Filmprojekt genannt, das ist eine Anspielung natürlich auf das Kreuz bei der Wahl, aber auch auf das christliche Kreuz. Warum diese Doppeldeutigkeit im Wort?

Eckardt:  Einmal fanden wir das ganz cool mit dem Titel, dass man so ein bisschen darüber stolpert, ein bisschen hängen bleibt. Und dann sehen wir es einfach so, wir als Christen haben einfach die Verantwortung unsere Schöpfung zu gestalten und die gestalten wir auch, indem wir Demokratie mitgestalten, indem wir wählen gehen, indem wir uns eine Meinung bilden, indem wir für unsere Anliegen Partei ergreifen und schauen, dass die in der Gesellschaft mitverwirklicht werden. Deswegen auch die Doppeldeutigkeit.

domradio.de: Jetzt haben sie die Videos zu den Parteien gemacht, also nur nochmal erklärt, wie sich der Alltag eines Erwachsenen, eines jungen Erwachsenen ändern würde, wenn eine bestimmte Partei ihr ganzes Wahlprogramm durchgesetzt hätte, wenn diese bestimmte Partei die absolute Mehrheit hätte.  Wie unterschiedlich sind diese 6 Filme dann, was die Auswirkungen angeht?

Eckardt: Ich finde sehr unterschiedlich, also gerade in der Schule. Wie wird gelernt, also welche Schüler sitzen da in der Klasse, sind da auch Kinder mit Behinderung oder Kinder mit Migrationshintergrund. Ist das eine Projektarbeit oder sturer Frontalunterricht, ist das super autoritär oder  auch partizipativ gestaltet. Das ist nur ein Hauptbereich von Jugendlichen und da finde ich ganz, ganz viel Unterschied. Und das ist uns auch beim Ausarbeiten aufgefallen, das ist krass, wie weit es doch auseinander geht. Genauso auch Arbeitsbedingungen und Arbeitssituationen, in welchen Anstellungsverhältnissen sind die. Ich finde, es gibt schon große Unterschiede und einen guten Ansatz, sich weiter damit zu beschäftigen.

domradio.de:  Wenn Sie diese Filme produzieren, wie sehr mussten Sie darauf achten, sozusagen, die Neutralität zu wahren, dass da nicht also ein Film Wahlempfehlung oder sogar Wahlwerbung für eine Partei sein kann, je nachdem wie sympathisch die Position für junge Menschen ist.

Eckardt: Da mussten wir sehr darauf achten, ganz einfach weil wir doch ganz viel mit Ehrenamtlichen gemacht haben und die jetzt keine Profis sind und deswegen haben wir uns da schon vom Herangehen her versucht, das Ganze möglich neutral zu halten. Wir haben uns sechs Themengebiete herausgegriffen und haben in verschiedenen Untergruppen jeweils ein Themengebiet bearbeitet und pro Themengebiet sind wir dann alle Parteien durchgegangen, um da eben auch die Unterschiede herauszuarbeiten: Dass jeder fachlich Experte war und nicht für eine Partei, weil sonst hatten wir schon die Befürchtung, dass wir irgendwo doch eine eigene Meinung mit einfließen lassen, was wir absolut vermeiden wollten. Und wir haben alle unsere Ergebnissen nochmal von Profis durchchecken lassen, die nochmal drüber gelesen haben, passt das auch wirklich, gibt’s für jede Aussage eine Quelle, haben wir irgendetwas verfälscht. Und nur die, wo wir sicher waren, das steht so in dem Parteiprogramm, haben wir dann mit in die Drehbücher eingearbeitet.

domradio.de: Was haben sie sich am Ende von dieser Aktion erhofft oder wen wollten sie genau damit erreichen?

Eckardt: Wir wollten vor allem junge Wähler, Erstwähler erreichen, aber auch junge Menschen, die noch nicht wählen dürfen. Wir wollten einen Anstoß für politische Diskussion, für politische Bildung geben. Sie sind kurz, die Filme, das war auch ein bewusstes Anliegen, sie sollten auch nicht länger sein, dass man sie mal kurz nebenbei anschauen kann, dass man sich nicht ewig Zeit nehmen muss, aber die sind nicht umfassend, sie geben ganz viel Anregung zum Nachdenken, viele Sachen sind überspitzt, die müssen nachher nochmal diskutiert werden. Und wir wollten damit auch ein Handwerkszeug schaffen, für Menschen die politische Bildung für junge Leute machen wollen, und oft nicht wissen, wie sie da herangehen sollen. Und da glauben wir, sind unsere Filme ein guter Einstieg. Und das wollten wir auch damit anbieten.

Das Interview führte Matthias Friebe.

Redaktion: Christian Schlegel