Kirchentagspräsidentin Aus der Au verteidigt AfD-Einladung

Ein medialer Erfolg

Die evangelische Theologin Christina Aus der Au verteidigt die Einladung einer AfD-Vertreterin auf ein Berliner Kirchentagspodium im Mai. Medial sei die Einladung ein Erfolg gewesen, sagte Aus der Au gegenüber domradio.de.  

Wehende AfD- und Deutschlandflaggen / © Christoph Schmidt (dpa)
Wehende AfD- und Deutschlandflaggen / © Christoph Schmidt ( dpa )

domradio.de: Wie kann ein adäquater Umgang seitens der Kirchen mit der AfD aussehen?  

Christina Aus der Au (Präsidentin des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags): Zunächst muss ich sagen, dass ich als Kirchentagspräsidentin nicht für die Kirchen sprechen kann, weil wir als Kirchentag ein Laienverein sind. Daher kann ich nur für den Kirchentag sprechen und da ist es so, dass wir zunächst einmal immer für den Dialog eintreten. Der Kirchentag soll ja die Auseinandersetzung von Christinnen und Christen mit gesellschaftlichen Strömungen und politischen Entwicklungen ermöglichen und da glaube ich wirklich, dass wir am Dialog - auch oder gerade mit Andersdenkenden, soweit es denn möglich ist - nicht dran vorbeikommen. 

domradio.de: Wie kam es zu der Entscheidung Anette Schultner von der AfD zum Evangelischen Kirchentag einzuladen? 

Aus der Au: Am Kirchentag werden die Entscheidungen für das Programm größtenteils von den Projektleitungen getroffen, nicht zentral vom Präsidium aus.  Es war die Entscheidung einer Gruppe, die das aber nachher mit uns besprochen hat. Gerade auf dem Kirchentag wollen wir nicht nur über die Menschen in der AfD sprechen, sondern versuchen mit jemanden ins Gespräch zu kommen. Nicht mit der AfD an sich, sondern mit einer Exponentin dieser Gruppe, die uns interessiert, mit der Gruppe der Christen in der AfD. Wir wollten gerne mit Frau Schultner ins Gespräch kommen, wie man Christsein verstehen kann, wenn man als Christ oder als Christin in der AfD ist. 

domradio.de: Wie würden Sie diese Einladung rückblickend beurteilen. War es ein Erfolg oder Misserfolg? 

Aus der Au: Was die Medien angeht, auf jeden Fall ein Erfolg, weil es uns so viel Publizität gebracht hat wie wahrscheinlich sonst nur noch das Gespräch mit Obama. Aber ich glaube auch, inhaltlich oder zumindest als Veranstaltung war es ein Erfolg. Denn es hat uns zum Einen gezeigt, dass wir uns einlassen, dass es viele Menschen gibt, die sich auf so einen Dialog einlassen, dass es aber auch wirklich klar war, während der Veranstaltung, dass wir zuhören und uns austauschen wollen und nicht pöbeln und schreien. Darüber hinaus hat es gezeigt, dass die Gegner, die Gegnerinnen, die Gekommenen wirklich gekommen mit dem Bedürfnis sind zuzuhören, was von der anderen Seite kommt, aber dann auch klar Position zu beziehen und zu sagen, dann haben wir ein anderes Verständnis von Christsein. 

domradio.de: Glauben Sie, das ZdK macht es sich an dieser Stelle etwas zu leicht, wenn Sie den Dialog verweigern?

Aus der Au: Der Katholikentag war ein Jahr früher, es war noch einmal eine andere Situation. Bei uns war es so, dass wir gesagt haben, jetzt ist die Zeit da, jetzt muss man wirklich ins Gespräch kommen. Ich glaube und ich höre auch von den Katholiken, dass sie sich das nicht leicht gemacht haben und dass sie damals mit guten Gründen gesagt haben, wir machen es ohne Vertreter der AfD. 

domradio.de: Nun steht für die Planung in Münster auch kein Vertreter der AfD auf der Liste. Warum? 

Aus der Au: Da wissen Sie schon mehr als ich. Es wird wahrscheinlich darauf ankommen, wie sich die politische Situation nach den Wahlen entwickelt. Ich weiß, dass auch der Katholikentag eine Veranstaltung ist, bei der es darum geht, sich auseinanderzusetzen mit dem, was hier und jetzt passiert. Und insofern bin ich auch sicher, dass die Katholiken keine Pauschalurteile fällen werden, sondern mit Wohlüberlegten Gesprächen und Vorgesprächen in die Entscheidungsfindung reingehen. 

Das Interview führte Moritz Dege. 


Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au / © Maurizio Gambarini (dpa)
Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au / © Maurizio Gambarini ( dpa )
Quelle:
DR