Experte: Religionspolitik wurde von Parteien vernachlässigt

Religion oder Kultur?

Im Wahlkampf wurde eher wenig darüber gesprochen. Aber auch sonst wird die Religionspolitik in Deutschland von den Parteien zu sehr vernachlässigt, meint der Münsteraner Politikwissenschaftlers Ulrich Willems.

Kreuz an der Wand / © Harald Oppitz (KNA)
Kreuz an der Wand / © Harald Oppitz ( KNA )

Man darf nicht vergessen, dass sich in den letzten 20, 25 Jahren die religiöse Landschaft in Deutschland dramatisch verändert hat", sagte Willems am Freitag im Deutschlandfunk. "Das generiert jetzt aber eine Reihe von Problemen, die dringend gelöst werden müssten." In vielen anderen Ländern sei es zu großen Debatten gekommen, "in der Bundesrepublik hinkt man da etwas hinterher".

Der Umgang mit Religion werde nach wie vor eine der wichtigen Fragen sein, betonte der Wissenschaftler. "Der Diskurs wird nicht mehr allein über Religion gehen, sondern vielleicht stärker darüber, wie man mit kulturellen Differenzen umgeht." Die Bürger benötigten Grundkompetenzen, um zu verstehen, um was es sich bei Religion handele.

Die "christlich-großkirchliche Schlagseite"

Um Islamverbände staatlich anzuerkennen, ist nach Ansicht des Experten keine Grundgesetzänderung notwendig. Die Politik müsse durch konkrete Gesetze das sogenannte Religionsverfassungsrecht weiterentwickeln, forderte er. Denn das habe derzeit eine "christlich-großkirchliche Schlagseite". Betroffen seien davon die Konfessionslosen und religiöse Minderheiten, vor allem die Muslime.

"Was wir nun dringend tun müssen, ist, die Hindernisse für die Integration von mehr Vielfalt zu beseitigen", unterstrich Willems.


Quelle:
epd