Christ in Pakistan zum Tode verurteilt

Angebliche Blasphemie

Ein Pakistaner schrieb einem Freund per WhatsApp ein Gedicht. Weil der Inhalt scheinbar gotteslästerlich war, wurde der Christ zum Tode verurteilt. Menschenrechtler kritisieren die Blasphemie-Gesetze.

Proteste gegen die Todesstrafe / © Maurizio Gambarini (dpa)
Proteste gegen die Todesstrafe / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Wie pakistanische Medien am Samstag berichteten, wurde der 35-jährige Mann aus der Metropole Lahore am Donnerstag für schuldig befunden. Er war im Juli 2016 angeklagt worden, nachdem ein Freund ihn wegen eines Gedichtes, das er ihm über den Online-Messenger-Dienst Whatsapp geschickt hatte, bei der Polizei angezeigt hatte. Der Anwalt des zum Tod am Galgen verurteilten Mannes will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Hintergrund der Anzeige seien persönliche Motive gewesen, sagte Anwalt Anjum Wakeel. Der Christ habe eine Affäre mit einer muslimischen Frau gehabt, was bei dessen Freund auf Ablehnung gestoßen sei.

Äußerst strenge Blasphemie-Gesetze

Pakistans hat drakonische Blasphemie-Gesetze, die bei Gotteslästerung unter anderem die Todesstrafe vorsehen. Das islamische Land hat bislang jedoch niemanden wegen Blasphemie hingerichtet. Allerdings bedeutet bereits der Vorwurf der Gotteslästerung Lebensgefahr. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu Lynchjustiz und Rachemorden. Auch Richter und Anwälte, die mit Blasphemie-Fällen befasst sind, werden bedroht und müssen um ihr Leben fürchten.

In Pakistan warten zur Zeit knapp 20 Menschen wegen Blasphemie auf ihre Hinrichtung, darunter die Christin Asia Bibi, die 2010 zum Tode verurteilt wurde. In einem neuen Zensur-Vorstoß kontrolliert Pakistans Regierung auch Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter aus blasphemische Inhalte, die dann blockiert oder gelöscht werden.

Menschenrechtler fordern Gesetzes-Reform

Immer wieder stellt auch der Nachweis von Blasphemie ein Problem dar, da schon eine Erörterung, ob ein Akt oder Ausspruch Gotteslästerung ist oder nicht, wegen der Gefahr der Gotteslästerung nicht statthaft ist. Im Jahr 2015 musste sich sogar ein Gericht mit der Frage befassen, ob die Kritik von Pakistans harschen Blasphemie-Gesetzen bereits Blasphemie darstellt. Menschenrechtler fordern seit langem eine Gesetzes-Reform, weil der Blasphemie-Paragraph immer wieder für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand religiöser Hardliner in Pakistan.

Zwei prominente Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung forderten: Anfang Januar 2011 wurde der liberale Gouverneur Salman Taseer von seinem Bodyguard erschossen. Anfang März 2011 wurde der Minister für religiöse Minderheiten, der Christ Shahbaz Bhatti, getötet. Beide Männer hatten sich für Asia Bibi eingesetzt.


Quelle:
epd