Trauer um Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler

"Christliches und Politisches war untrennbar"

Neben Würdigungen aus der Kirche haben auch Politiker verschiedener Parteien erschüttert auf den Tod des früheren CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler reagiert und ihre Hochachtung für die Lebensleistung des Rheinland-Pfälzers ausgedrückt.

Heiner Geißler während einer Pressekonferenz 1986 in Bonn / © Heinrich Sanden (dpa)
Heiner Geißler während einer Pressekonferenz 1986 in Bonn / © Heinrich Sanden ( dpa )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte Geißler als überzeugten Demokraten und leidenschaftlichen Politiker "mit klaren aber auch streitbaren Positionen". Die Politik in Deutschland habe er lebendig gehalten. "Mit Heiner Geißler, einem großen Kopf, habe ich gerne gestritten", so Marx

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte den verstorbenen CDU-Politiker. Er habe immer mit dem Glauben gekämpft. "Ein angefochtener Glaube ist nicht der schlechteste, erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Dienstag im domradio.de-Interview. Er habe das "C" immer sehr ernst genommen." Seine Ausrichtung am christlichen Menschenbild sei nicht für Christen, sondern auch für Nicht-Christen attraktiv, so Sternberg.

Als einen "Christen mit kritischem Geist und der Kraft zur Versöhnung" hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann den verstorbenen CDU-Politiker Heiner Geißler gewürdigt. Geißler sei es "vor allem um die politische Botschaft des Evangeliums gegangen", betonte Wiesemann am Dienstag. Die Frage nach den praktischen Konsequenzen dieses Glaubens habe Geißler ein Leben lang beschäftigt.

Mit der Gründung von Sozialstationen habe Geißler auch im Bistum Speyer "bleibende Spuren hinterlassen". Für den Politiker sei die katholische Soziallehre keine abstrakte Theorie, sondern von großer praktischer Bedeutung für die Gestaltung des Zusammenlebens gewesen.

Zudem habe sich Geißler mit religiösen Fragen auseinandergesetzt und vielen Menschen Anstöße gegeben, wie der christliche Glaube mit Fragen der Gegenwart verbunden werden könne. Geißlers war seit 2003 Vorsitzender der von den beiden großen Kirchen gemeinsam getragenen Sozialstation Edenkoben-Herxheim-Offenbach.

Dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sei Geißler vor wenigen Monaten im Landeskirchenamt in München begegnet. "Er hatte wirklich etwas zu sagen. Und selbst da, wo er zuweilen in der Schärfe der Kritik überzog, lohnte es sich immer, über deren Kern nachzudenken", schrieb Bedford-Strohm auf Facebook.

Reaktionen aus der Politik

Geißler habe die Politik der Bundesrepublik Deutschland fast ein halbes Jahrhundert hinweg entscheidend mitgeprägt, hob Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag in Berlin hervor.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen Heiner Geißler als Vorbild gewürdigt. Das Land verliere "eine unvergleichliche politische Persönlichkeit, die bis ins hohe Alter gerade auch für junge Menschen Vorbild war", heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Kondolenzschreiben Steinmeiers an die Witwe des Verstorbenen. Geißler war im Alter von 87 Jahren im pfälzischen Gleisweiler gestorben, wie am Dienstag bekannt wurde.

"Er war mit einer Leidenschaft Politiker und mit einer Hingabe Mitgestalter unseres Gemeinwesens, die selten zu finden waren und sind", schreibt das Staatsoberhaupt. Er hob Geißlers christliche Überzeugung hervor, die dessen Reden und Handeln geprägt habe.

Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz erklärte, mit Geißler verliere Deutschland "einen streitbaren Geist und klugen Analytiker der Bonner und der Berliner Republik". Geißler habe immer in der christlich-sozialen Tradition seiner Partei gestanden und "sah deswegen die CDU nie nur als konservative, sondern vor allem als christlich-demokratische Partei". Schulz: "Heiner Geißler war freundlich und liebenswürdig im Wesen und unbequem und häufig unkonventionell in seiner politischen Haltung."

Die Grünen-Politiker Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir bezeichneten Geißler als "echten Freigeist, der zu seiner politischen Haltung immer auch gegen Widerstände stand. Er war ein kluger Demokrat, der die Politik über Jahrzehnte geprägt hat." Die Grünen "hatten es nicht immer leicht mit ihm, seine scharfe Kritik an der Friedensbewegung ist uns noch in Erinnerung. Doch mit dem Alter wurde Heiner Geißler versöhnlicher", fügten Göring-Eckardt und Özdemir hinzu: "Sein Engagement als Schlichter - etwa beim Konflikt um Stuttgart 21 - war ein Geschenk für unsere Demokratie."

Kanzleramtschef Peter Altmaier schrieb am Dienstag auf Twitter, Geißler habe die CDU geprägt: "Soziale und ökologische Verantwortung, Menschlichkeit. Ich bin tief erschüttert. Sein Vermächtnis bleibt."

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner nannte Geißler einen großen Rheinland-Pfälzer, streitbar und klug. Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) äußerte sich auf Twitter:

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann schrieb ebenfalls auf Twitter, Deutschland verliere mit Geißler einen großen Demokraten und "streitbaren Politiker, der es keinem leicht gemacht hat. Seine Stimme wird fehlen." 

Der Grünen-Politiker Omid Nouripour schreibt: "Ein Mann der Werte und der Haltung ist von uns gegangen."

Geißler starb im Alter von 87 Jahren. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über den Tod berichtet.


Quelle:
epd , dpa , KNA