Internationales Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio

"Dialog ist immer der richtige Weg"

Zum 31. Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio in Münster und Osnabrück kommen Angela Merkel, Kardinal Kasper und Großscheich Al-Azhar. Welche Impulse davon ausgehen können, berichtet Klaus Reder, Vorsitzender von Sant'Egidio.

Friedenstauben (dpa)
Friedenstauben / ( dpa )

domradio.de:  Treffen und Konferenzen für den Frieden gibt es viele. Was macht das Internationale Friedenstreffen von Sant'Egidio aus?

Prof. Dr. Klaus Reder (Vorsitzender von Sant'Egidio): Das Treffen findet seit 30 Jahren statt und ist kein einmaliges Event. Es ist eine Pilgerreise von Frauen und Männern, die schon das Jahr über versuchen, Wege des Friedens zu finden. Nur in einem ständig gepflegten Dialog, der neue Menschen einbindet, ist es möglich Frieden zu schaffen. 

domradio.de: Dafür haben Sie sich symbolträchtige Orte gesucht. Das Treffen findet in Münster und Osnabrück statt, den Städten des Westfälischen Friedens. Was hat das zu bedeuten?

Reder: Wir sind froh über die Einladung der beiden Bistümer und Bischöfe, die den Weg von Sant'Egidio seit vielen Jahren mitgehen. Es ist wichtig, dass diese Friedenstreffen in einem Klima der Freundschaft stattfinden können. Uns ist es auch wichtig, dass bei den Treffen nicht nur Akademiker Texte verfassen, sondern dass etwas Gemeinsames erarbeitet wird.

Es ist eine Mischung aus Kolloquien, wissenschaftlichem Diskurs, aber auch Begegnungen mit allen Menschen. So können wir die Idee des Friedens und der Versöhnung in breite Bevölkerungsschichten hineintragen.

domradio.de: Wir befinden uns in einer religiös sehr angespannten Zeit: Es gibt auf der ganzen Welt viele Konflikte, die religiös motiviert sind. Welche Impulse können von dem Friedenstreffen ausgehen?

Reder: Das erste Zeichen ist natürlich der Dialog. Der Dialog ist immer der richtige Weg, die Resignation der falsche. Wir müssen als gläubige Menschen immer wieder Zeugnis dafür ablegen, dass miteinander reden etwas wert ist. Von Münster und Osnabrück werden starke Symbole ausgehen, die zeigen, dass Frieden möglich ist.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Bundeskanzlerin kommen wird. Sie kann verschiedene Dinge ansprechen: Bedeutung von Religion, Wert des Dialogs, Wert der Gemeinschaft. In der heutigen Zeit sind diese Werte wichtiger denn je. Das "Wir" und der Dialog geraten in Vergessenheit, die Egoismen sind oft stark ausgeprägt. Bilder von Frieden und Versöhnung mögen in einigen Köpfen vorkommen, aber in der öffentlichen Diskussion fehlen sie.

domradio.de: Angela Merkel, Walter Kardinal Kasper und auch der Großscheich Al-Azhar kommen zum Friedenstreffen. Gibt es einen Redner, von dem Sie sich einen besonderen Impuls erhoffen?

Reder: Die Tatsache, dass der höchste Repräsentant der sunnitischen Muslime, Großscheich Al-Azhar, kommt, ist ein Zeichen für eine Bereitschaft des Friedens. Diesen Gesprächsimpuls werden und müssen wir aufnehmen. Es hat eine gewisse Kontinuität, denn er ist nicht das erste Mal dabei. Alle Impulse werden für die alltägliche Arbeit von Sant'Egidio wichtig sein.  

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Weltfriedenstreffen 2017 / © Logo (Gemeinschaft Sant’Egidio)
Quelle:
DR