Sozial-O-Mat der Diakonie gibt Entscheidungshilfe

Sozial wählen

In gut vier Wochen wird der neue Bundestag gewählt. Als Entscheidungshilfe wird es wieder den Wahl-O-Mat im Internet geben. Die Diakonie hat zusätzlich den Sozial-O-Mat entwickelt: Wie hältst Du es mit Familie, Pflege, Migration und Armut?

Bürgerin mit einem Wahlzettel / © Michael Kappeler (dpa)
Bürgerin mit einem Wahlzettel / © Michael Kappeler ( dpa )

domradio.de: Sie haben den Sozial-O-Mat entwickelt. Was ist der grundlegende Unterschied im Vergleich zum Wahl-O-Mat?

Ulrich Lilie (Präsident der Diakonie): Der Sozial-O-Mat legt seinen Fokus auf vier wichtige soziale Themen, von denen wir als Bundesverband Diakonie sagen, dass sie für die Wahl und die nächsten vier Jahre für die meisten Menschen entscheidend sind. Das sind die Themen Familie, Pflege im Alter, Flucht und Migration und Armut.

domradio.de: Sie fragen die Einstellung des Wählers mithilfe von diesen vier Themengebieten ab. Wie machen Sie das?

Lilie: Wir haben für jedes Thema verschiedene Informationen hinterlegt. Zum Thema Familie liegt beispielsweise die Information vor, dass hunderttausende Plätze in den Kindertagesstätten fehlen und dies Auswirkungen auf die Lebenssituation von vielen jungen Familien, von alleinerziehenden Vätern und Müttern und eben auch von Kindern hat. Manche Kinder werden nicht früh gefördert und haben später nicht die gleichen Chancen wie andere. Zu jedem Thema gibt es drei Fragen. Wir haben die Parteien gebeten, ihre Position zu ergänzen. Der Benutzer kann seine Antwort daneben setzen und sehen mit welcher Partei es welche Übereinstimmung gibt.

domradio.de: Am Ende des Sozial-O-Mats komme ich zur Auswertung und sehe, welche Partei am ähnlichsten geantwortet hat. Ist das eine Wahlempfehlung für mich?

Lilie: Das ist keine Wahlempfehlung, sondern eine Möglichkeit, Wahl attraktiv zu machen und zu verdeutlichen: Es geht bei dieser Wahl um die wichtigen sozialen Themen, die mich und andere Menschen in den nächsten vier Jahren betreffen. Damit wollen wir zur Wahlbeteiligung aufrufen. Wir wollen, dass die Leute eine gut begründete Entscheidung treffen, gerade was diese sozialen Themen angeht. Dabei kann der Sozial-O-Mat helfen. Wir wollen Freude vermitteln an der Demokratie.

domradio.de: Ich habe den Sozial-O-Mat ausprobiert und verschiedene Antworten durchgespielt. Wenn ich komplett "sozial" geantwortet habe, wird mir die höchste Übereinstimmung mit der SPD und den Linken ausgegeben. Wenn ich komplett "unsozial" antworte, lande ich bei der AfD. Wenn ich bei allen Thesen keine Position beziehe, also neutral antworte, kommt Schwarz-Gelb raus. Wie erklären Sie sich das?

Lilie: Das liegt daran, dass es Unterschiede  zwischen den deutschen Parteien gibt. Manche sagen, der Wahlkampf wäre langweilig, weil die Parteien so gleich sind. Wenn man sich indes damit auseinandersetzt und die Parteien miteinander vergleicht, dann sieht man sehr wohl Unterschiede. Und es gibt Parteien, die bei der Beantwortung unserer Fragen eher neutral, also zurückhaltend geantwortet haben. Auf die Frage "Sind Sie dagegen, dass Menschen nach Afghanistan abgeschoben werden oder dafür?", haben manche klar geantwortet: "Wir sind dagegen, dass Menschen abgeschoben werden". Andere sagen: "Wir haben uns dazu als Partei neutral verhalten." Diese Unterschiede kommen bei so einer Abstimmung heraus.

domradio.de: In der Auswertung gibt es bei jeder These noch eine Stellungnahme der Diakonie. Wenn die Diakonie wahlberechtigt wäre - was würde sie wählen?

Lilie: Ich glaube, bei den 460,000 Mitarbeitenden käme ein sehr buntes Bild heraus. Daher geben wir auch keine Wahlempfehlung.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR