Kabinett für Abzug der Bundeswehr aus Incirlik

Auf nach Jordanien

Nun ist es offiziell: Die Bundeswehr wird aus dem türkischen Incirlik abgezogen und in Jordanien stationiert. In einem sehr westlich orientierten Land, wie Auslandsseelsorger Monsignore Joachim Schroedel bei domradio.de berichtet.

Bundeswehr in Incirlik / © Falk Bärwald/Bundeswehr (dpa)
Bundeswehr in Incirlik / © Falk Bärwald/Bundeswehr ( dpa )

domradio.de: Sie waren auch im Seelsorgebereich in Jordanien tätig. Was ist das denn für ein Land?

Monsignore Joachim Schroedel (Auslandsseelsorger für die deutschsprachige katholische Gemeinde Kairo): Jordanien ist von der Landkarte her rechts vom Heiligen Land Israel und eigentlich selbst ein Stück dieses Heiligen Landes. Das wird manchmal vergessen. Es liegt zwar von Israel aus gesehen jenseits des Jordans, aber es gehört als theologisches Land mit dazu. Aber viel wichtiger ist die heutige Bedeutung. Es ist ein Königreich und wohl das westlich orientierteste Land der ganzen Region. Das muss man sehen und mit bedenken, wenn man hört, dass die Bundesregierung die Stationierung dorthin verlegen möchte. Jordanien ist sehr in der Flüchtlingssituation involviert. Sie haben Hunderttausende von Flüchtlingen aufgenommen. Jordanien ist ein Land, das auch vorher schon bereit war, Palästinenser aufzunehmen. Die Hälfte der Jordanier sind eigentlich Palästinenser, also Menschen, die bei der Staatsgründung Israels vertrieben wurden oder geflüchtet sind.

domradio.de: Man würde ja denken, dass die Türkei das westlicher orientierte Land in der Region ist. Aber es ist tatsächlich Jordanien?

Schroedel: Ehrlich gesagt, ja. Jordanien scheint mir viel westlicher zu sein. Wenn man durch die Hauptstadt Amman fährt, dann sieht man viele moderne Häuser. Es ist sehr viel investiert worden. An manchen Ecken und durch manche Straßenzüge fahrend, meint man gar nicht im Orient zu sein. Das Land hat sehr viele Anstrengungen unternommen, nicht zuletzt auch der König selber, um das Land an den Westen anzubinden.

domradio.de: Jordanien ist ein Königreich. Wie sieht es dort mit der Demokratie aus?

Schroedel: Das kleine Land ist traditionell durch einen König geführt. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die ganze Region neu geordnet worden ist, geschah es, dass Jordanien ein kleines Königreich wurde. Die Jordanier sind mit ihrem König auch eigentlich sehr glücklich. Es gibt natürlich auch dort Bestrebungen für eine richtige Demokratie. Aber die meisten fühlen sich ganz wohl unter dem König, der sein Land doch recht geschickt lenkt.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Monsignore Joachim Schroedel / © privat (privat)
Monsignore Joachim Schroedel / © privat ( privat )
Quelle:
DR