Bundespräsident besucht Pflegeheim des Vereins

"Viel Zeit zum guten Austausch"

vom Heiligen Lande
Bundespräsident Steinmeier ist während seiner Israelreise nicht nur auf politischem Parkett unterwegs.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Gelände des Pflegeheims "Beit Emmaus" in Qubeibeh / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Gelände des Pflegeheims "Beit Emmaus" in Qubeibeh / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

An diesem Dienstag besuchte er ein vom Verein vom Heiligen Lande getragenes Pflegeheim - und hinterließ bleibenden Eindruck.

domradio.de: Der Verein vom Heiligen Lande betreibt ja mehrere Einrichtungen, und eine davon ist das Haus Emmaus in Qubeibe im Westjordanland, wo der Außenminister zu Besuch war. Kurz zur Einrichtung: Es ist ein Pflegeheim für palästinensische Frauen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie christlichen und muslimischen Glaubens sind?

Dr. Georg Röwekamp (Leiter des Büros vom Verein vom Heiligen Lande in Jerusalem): Dieses Pflegeheim liegt in den palästinensischen Gebieten. Der Besuch war also Teil des Besuches des Bundespräsidenten in Palästina. Dort hat er heute Morgen seinen Tag begonnen. Die Leitung des Hauses haben Salvatorianerschwestern, genauer Schwester Hildegard Enzenhofer. Mit ihr zusammen habe ich den Bundespräsidenten mit seiner Frau Elke Büdenbender empfangen. Sie haben die Patientinnen dort in diesem Alten- und Pflegeheim besucht, die tatsächlich muslimischen oder christlichen Glaubens sind und bei uns ganz gleich behandelt werden. Selbst Einheimische sagen manchmal, dies sei leider nicht überall im Lande so.

domradio.de: Wie ist es dazu gekommen, dass Frank-Walter Steinmeier das Haus Emmaus besucht hat? Haben Sie dazu eingeladen?

Röwekamp: Diese Idee ist im Präsidentenbüro, wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit der deutschen Vertretung in Ramallah entstanden, weil man dort der Meinung war, dies sei eine idealtypische Kombination von sozial-caritativem Engagement und Engagement im Bereich Erziehung. Denn angeschlossen an das Haus ist eine Krankenpflegeschule, wo junge Palästinenserinnen und Palästinenser ausgebildet werden.

domradio.de: Häufig laufen Termine so ab, dass alles rausgeputzt wird, der Politiker rauscht durch, lächelt in die Kameras und ist so schnell weg, wie er gekommen ist. Wie war es mit Steinmeier?

Röwekamp: Die Vorbereitungen waren tatsächlich sehr umfangreich, nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen. In den palästinensischen Gebieten mussten Israelis und Palästinenser miteinander reden, wie die Sicherheit gewährleistet werden kann. Dann, vor Ort, hat sich der Bundespräsident aber sehr viel Zeit zum Gespräch mit den Schwestern, mit Patientinnen und Studierenden genommen. Wir hatten überhaupt nicht das Gefühl, dass er sich gehetzt fühlte oder gedrängt wurde. Es gab stattdessen sehr viel Raum, so dass der Besuch, glaube ich, bei Bundespräsident Steinmeier und seiner Frau und der mitreisenden Delegation positive Spuren hinterlassen hat.

domradio.de: Haben Sie persönlich mit ihm auch noch sprechen können?

Röwekamp: Wir haben tatsächlich kurz persönlich miteinander sprechen können. Den meisten Teil der Führung hat die Leiterin des Hauses, Schwester Hildegard, übernommen, die das Haus seit 16 Jahren kennt. Immerhin betreuen die Schwestern den Ort seit 44 Jahren. Sie kann authentisch über die Schicksale der Menschen berichten und warum dieser Ort so wichtig ist.

domradio.de: Das deutsch-israelische Verhältnis war seit dem Besuch von Außenminister Gabriel Ende April ein wenig angespannt. War das auch ein Thema heute bei dem Besuch von Frank-Walter Steinmeier?

Röwekamp: Nein. Das war heute kein Thema. Gestern Abend, bei einem Empfang für die vielen Freiwilligen im Land, klang das am Rande an. Aber auch da stand der Dank an die vielen Menschen, die diesen Dienst in den Einrichtungen des DVHL oder anderswo leisten, im Vordergrund. Frank-Walter Steinmeier als ein "Meister der Diplomatie", wie er in der Presse tituliert wurde, hat es auch geschafft, die Wogen zu glätten, ohne irgendetwas zurückzunehmen.

Das Interview führte Milena Furman.

 

Georg Röwekamp / © Paul Sklorz (KNA)
Georg Röwekamp / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
DR