Butterwegge: Bundeswehr lockt Rechtsextreme an

"Querschnitt gelingt immer weniger"

Der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge sieht im Bundeswehr-Skandal um den mutmaßlichen Rechtsterroristen Franco A. ein strukturelles Problem. Ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung in der Bundeswehr gelinge immer weniger.

Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul (dpa)
Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul ( dpa )

Es gebe "geistige Verbindungslinien" zwischen militärischen und rechtsextremen Werten wie Kameradschaft, Korpsgeist, Ehre, Treue und Gehorsam, sagte der Rechtsextremismus- und Armutsforscher der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag): "Alles was die Bundeswehr jungen Männern bietet, wird im rechtsextremen Spektrum geschätzt."

Umgang mit nationalistische Parolen

Die Bundeswehr locke Menschen an, "die sich in hierarchischen und autoritären Strukturen wohlfühlen". Dies wirke sich auch auf die internen Kontrollmechanismen aus. "Solche Personen sind nicht stark beunruhigt, wenn sie auf nationalistische Parolen treffen, und reagieren weniger konsequent darauf als andere - selbst wenn sie derartige Ansichten nicht teilen", sagte Butterwegge. Franco A. hatte 2014 eine Masterarbeit verfasst, in der nach Angaben des Verteidigungsministeriums "klares völkisches Gedankengut dargelegt worden ist".

Querschnitt der Bevölkerung gelingt immer weniger

Für Butterwegge, der im Februar als Kandidat der Linken für das Amt des Bundespräsidenten angetreten war, hat der Wegfall der Wehrpflicht diese Strukturen weiter begünstigt. "Eigentlich sollte die Bundeswehr ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung sein. Seit sie zur Berufsarmee geworden ist, gelingt ihr das immer weniger." Als Armee eines demokratischen Staates müsse die Truppe "zusehen, dass sie nicht von Rechtsextremen und Militaristen unterwandert wird".


Christoph Butterwegge / © Jörg Carstensen (dpa)
Christoph Butterwegge / © Jörg Carstensen ( dpa )
Quelle:
epd