Konferenz zur Zukunft des ländlichen Raums vor G20-Gipfel

Welt ohne Hunger und mit vielen Jobs

Erst G7, jetzt G20. Deutschland erwartet im Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr die Staatschefs der großen Nationen. Ein Fokus liegt auf der Entwicklung Afrikas. Eine Konferenz in Berlin zum ländlichen Raum soll das vorbereiten.

Autor/in:
Anna Mertens
In der Hamburger Messe findet im Juli der G20-Gipfel statt / © Bodo Marks (dpa)
In der Hamburger Messe findet im Juli der G20-Gipfel statt / © Bodo Marks ( dpa )

"EineWelt ohne Hunger ist möglich". Das Motto ist kurz und knackig. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatte die Sonderinitiative 2014 ins Leben gerufen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Zukunftscharta mit Handlungsfeldern überreicht. Damals stand der G7-Gipfel vor der Tür.

An diesem Donnerstag und Freitag steht das Motto in leicht abgeänderter Form erneut auf der Agenda. Rund 150 Teilnehmern wollen in Berlin über die Welt ohne Hunger sprechen. Im Fokus stehen die Entwicklung im ländlichen Raum - vor allem Afrikas - sowie die Arbeitsmarktchancen für Jugendliche. Das Ganze soll vorbereiten auf den G20-Gipfel im Juli in Hamburg.

Kontinent mit den meisten Jugendlichen

440 Millionen junge Menschen werden Schätzungen zufolge bis 2030 in Afrika auf den Arbeitsmarkt drängen. Bis ins Jahr 2050 könnte sich die Bevölkerung Afrikas auf rund 2,5 Milliarden verdoppeln. Laut Welthungerhilfe wird dabei die Zukunftsfrage in Afrika auf dem Land entschieden. Drei von vier Hungernden lebten im ländlichen Raum und die kleinbäuerliche Landwirtschaft sei die wichtigste Einkommensquelle für 90 Prozent der ärmsten Menschen. Zudem sei Afrika der Kontinent mit den meisten Jugendlichen.

"Besonders die Jugendlichen auf dem Land brauchen einen Job, von dem sie leben können", sagt der Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, Till Wahnbaeck, mit Blick auf die Konferenz. Dazu seien neue Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, aber auch im Handwerk oder im Bereich anderer Dienstleistungen nötig.

Für das Entwicklungsministerium sind die Jugendlichen das Potenzial der Zukunft. Fehlten jedoch Perspektiven für diese jungen Menschen, seien der soziale Frieden und die Stabilität langfristig bedroht, warnt das Ministerium.

Hochrangige internationale Vertreter haben sich zu der Konferenz "Eine Welt ohne Hunger ist möglich - Die Zukunft des ländlichen Raums" angekündigt. Darunter der Präsident der afrikanischen Entwicklungsbank, Akinwumi Adesina, der Ökonom aus Bangladesch und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus sowie der ehemalige Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer. Auch Kanzleramtschefs Peter Altmaier (CDU) und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) werden Reden halten.

Bekämpfung der Hungerkrise in Ostafrika

Podiumsthemen lauten etwa "Jobs, Jobs, Jobs - Aber wer macht was?" oder "Wie fördern wir Chancen für die nächste Generation im ländlichen Raum". Eingeladen hierfür sind junge Start-Up-Unternehmer aus Afrika und deutsche Nichtregierungsorganisationen. Auch die Bekämpfung der Hungerkrise in Ostafrika soll in einer Runde von Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftlern und Politikern diskutiert werden.

Ein zentrales Element der Konferenz wird nach Angaben des Ministeriums eine neue Charta sein: dieses Mal die "Charta von Berlin". Gemeinsam haben Experten der Entwicklungszusammenarbeit, Wissenschaftler, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft den Text erarbeitet und wollen ihn bei der Konferenz an Minister Müller überreichen und dort verabschieden.

In der Charta fordern die Beteiligten die G20-Staaten auf, bis 2025 mindestens 600 Millionen der insgesamt 800 Millionen Menschen aus Hunger und Unterernährung zu befreien. Insbesondere die Hungerkrise am Horn von Afrika müsse möglichst schnell beendet werden. Junge Menschen auf dem Land benötigten schnell Zugang zu Bildung und Ausbildung, so die Forderung weiter. Die Jugendarbeitslosigkeit solle sich bis 2015 halbieren; flächendeckend brauche es bezahlbare Informations- und Kommunikationstechnologien. Auch den von Minister Müller Anfang des Jahres vorgestellten "Marshallplan mit Afrika" unterstützt die Charta.

Bereits an der Zukunftscharta vor drei Jahren unter dem Titel "EineWelt - Unsere Verantwortung" hatten sich deutsche Experten aus Zivilgesellschaft, Kirchen, Stiftungen, Wirtschaft und Wissenschaft beteiligt. Auch dort sind der Kampf gegen Hunger, die Förderung von Bildung und Ausbildung, die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen und der Ruf nach einer menschenwürdigen Beschäftigung festgehalten. Die Forderungen gehen somit beim G20-Gipfel in eine neue Runde.


Quelle:
KNA