ZdK warnt vor Provokationen

Beginn des AfD-Parteitags

Kurz vor Beginn des Bundesparteitags der AfD in Köln finden erste Gegenveranstaltungen statt. Bei einem "Politischen Nachtgebet" in der Domstadt rief das ZdK zu einem klaren Bekenntnis für die demokratische Kultur in Deutschland auf.

Köln vor dem AfD-Parteitag / © Oliver Berg (dpa)
Köln vor dem AfD-Parteitag / © Oliver Berg ( dpa )

"Wir können und dürfen uns nicht darauf verlassen, dass schon nichts Schlimmes passieren wird. Wir wissen aus unserer Geschichte, dass demokratische Freiheiten missbraucht werden können, um die Demokratie selbst zu zerstören. Und wir wissen auch, dass Demokratie durch eine schweigende Mehrheit in Gefahr geraten kann." sagte der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper, am Freitagabend in der evangelisch-freikirchlichen Friedenskirche.

Vesper warnte zugleich davor, sich auf die Provokationsstrategie der Populisten einzulassen. "Die gezielte Provokation, einschließlich der anschließenden halbherzigen Zurücknahme, ist ein besonders perfides Mittel, um sich selbst immer wieder im öffentlichen Gespräch zu halten. Seien wir also vorsichtig und fallen wir nicht auf ihre Strategien herein", so der ZdK-Generalsekretär. An der Veranstaltung nahm auch Constantin Miron, Beauftragter der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), teil.

50.000 Demonstranten erwartet

Für den Samstag werden rund 50.000 Demonstranten in Köln erwartet. Mehr als 4.000 Beamte sind im Einsatz. Polizeipräsident Jürgen Mathies hatte am Donnerstag noch einmal betont, die Beamten würden gegen jede Form von Gewalt gegen Sachen oder Personen entschlossen vorgehen. Die AfD trifft sich am Samstag und Sonntag zu ihrem Bundesparteitag im Maritim-Hotel im Zentrums Kölns. Dort will sie über ihr Programm für die Bundestagswahl im Herbst beraten und ihre Spitzenkandidaten küren.

Die Kirchen beteiligen sich unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" im Rahmen der Veranstaltungen des Bündnisses "Köln stellt sich quer - kein Rassismus bei uns in Köln" an den Protesten gegen die AfD. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte dazu, die Teilnehmer gingen "für Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität" auf die Straßen.

Woelki: AfD nicht in Vordergrund stellen

Unter Verweis auf den ersten Sonntag nach Ostern fügte Woelki hinzu: "Am Weißen Sonntag steht für mich der Friedensgruß des vom Tode auferstandenen Christus im Vordergrund und nicht die Versammlung einer nicht im Bundestag vertretenen Partei, deren Vertreter nur viel polemisches Geschrei und keine Lösungen bieten."

Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen warf den Kirchen vor, sich auf unlautere Weise in die Politik einzumischen. Meuthen kritisierte am Freitag auf seiner Facebook-Seite "den politischen Kampf von sich moralisch überlegen fühlenden Kirchenfürsten, denen augenscheinlich die in Deutschland übliche Trennung von Staat und Kirche nicht mehr ganz geläufig ist". Er selbst sei zwar gläubiger Christ, denke jedoch "in Anbetracht dieses vollkommen fehlgeleiteten klerikalen Klamauks" erstmals darüber nach, aus der Kirche auszutreten.

Thierse: Kritische Auseinandersetzung

Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bezeichnete die AfD am Freitag im Deutschlandfunk als eine Partei "des autoritären Nationalismus". Zugleich forderte er Öffentlichkeit und Medien zu einer kritischeren Auseinandersetzung mit den Sachthemen der AfD auf.

Der auch über die Grenzen Kölns hinaus bekannte katholische "Sozialpfarrer" Franz Meurer warb darum, das Gespräch auch mit AfD-Anhängern zu suchen. "Wenn man nicht miteinander redet, ist Demokratie für die Katz", so Meurer gegenüber domradio.de. Meurer wird bei einer der großen Gegendemonstrationen selbst als Redner auftreten.


Quelle:
epd