Symposium berät über Jugendpastoral in Europa

Kirche sucht Hoffnungsträger

Die katholische Kirche altert, die kirchliche Jugend schrumpft: Europas Bischofskonferenzen suchen nach neuen Wegen in der Begleitung von Heranwachsenden. Dabei geht es auch um die eigene Zukunft.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Teilnehmer des Weltjugendtages in Krakau (KNA)
Teilnehmer des Weltjugendtages in Krakau / ( KNA )

Wie die katholische Kirche in Europa junge Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten kann - darüber tagt in Barcelona ein Symposium des Rats der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Rund 270 Fachleute, Delegierte und Kirchenverantwortliche, unter ihnen gut 30 Bischöfe, erörtern seit Dienstag Lage und Perspektiven der Jugendseelsorge auf dem Kontinent. Das Treffen offenbart auch, wie schwierig es für die Kirche geworden ist, ihre Klientel überhaupt zu erreichen.

Typisch für viele ist die Definition, die Carlota Cumella von einer katholischen Messe gibt: "45 Minuten, in denen jemand von etwas spricht, was man nicht wirklich versteht, und das inmitten von alten Leuten." Dabei zählt die junge Frau aus Barcelona noch zu den katholischen Hoffnungsträgern der katholischen Kirche.

Als Kind eher kirchenfern aufgewachsen, erlebte sie beim Weltjugendtag 2011 in Madrid eine Bekehrung und hatte das Glück, auf einen Priester zu treffen, der sie zu der überzeugten Christin heranreifen ließ, die sie heute ist. Gemeinsam mit einem Priesterseminaristen aus Ungarn, einer vom Islam konvertierten Albanierin und einem jungen Niederländer, der bei der katholischen Gemeinschaft Emmanuel aktiv ist, schilderte Cumella vor den Bischöfen ihren Lebens- und Glaubensweg. Diese vier sind positive Beispiele.

Die vielen Gleichgültigen waren naturgemäß nicht vertreten. Den Kirchenleitern ist bewusst, dass es an ihnen liegt, den Graben hin zu den Desinteressierten zu überwinden. In seiner eigenen Kathedrale, so Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich, habe er Grauhaarige und Gelangweilte vor sich. "Wenn ich Jugendliche erreichen will, muss ich rausgehen." Hollerich erklärte den Kontakt zu jungen Menschen für seine Geistlichen zur Priorität - sonst werde es bald "keine Kirche in Luxemburg mehr geben".

Weltbischofssynode zum Thema Jugend im Vatikan 2018

Die Frage nach Berufungen hat sich innerhalb der Kirche gewandelt. Als vor 20 Jahren ein Kongress in Rom zu diesem Thema tagte, sprach das Schlussdokument "In verbo tuo" rund 60 Mal von der Entscheidung für Priesteramt und Ordensleben - und nur einmal von einer Berufung zur Familie. Papst Franziskus will im Oktober 2018 eine Weltbischofssynode zum Thema Jugend in den Vatikan einberufen. Dabei soll es auch um "Berufungsentscheidungen" gehen - jetzt aber im denkbar breiten Sinn.

Die Bischöfe sehen, dass von Orientierung und Wertevermittlung nicht nur der Bestand ihrer Kirche, sondern auch die Zukunft Europas abhängt. Darauf spielte der CCEE-Vorsitzende Kardinal Angelo Bagnasco in seiner Eröffnungsbotschaft an. Papst Franziskus selbst verlangte bei früherer Gelegenheit eine stärkere Beteiligung der jungen Generation an Entscheidungen, die ihre Zukunft betreffen. Doch dies scheint in der Kirche noch fern.

"Die Frage nach Mitbestimmung von Jugendlichen stellt sich nicht, weil sie sich nicht für Kirche interessieren", sagt Weihbischof Everard De Jong aus Roermond. Nach seinen Worten leben in den Niederlanden 80 Prozent der Heranwachsenden ohne Kontakt zur Kirche - und nicht weniger glücklich. Glaube scheint verzichtbar: Darin liegt für den Bischof die eigentliche Herausforderung.

Traditionelle Jugendarbeit im Wandel

Im Umbruch ist auch, wie die Kirche mit ihrer jugendlichen Zielgruppe in Kontakt kommt. Die Zusammenlegung von Pfarreien zu großflächigen Verbünden bleibt nicht ohne Folgen für die traditionelle Jugendarbeit. Teils sind es neue geistliche Gemeinschaften, die Heranwachsenden eine spirituelle Heimat bieten. Auch Events wie die Weltjugendtage werden nach den Erfahrungsberichten auf dem Podium wichtiger.

Nach Einschätzung von Tagungsgästen wie Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst werden herkömmliche Gruppen wie die Ministranten dennoch eine tragende Rolle behalten. Entscheidend sei, dass die Jugendlichen merkten: "Hier ist was los." Danach müsse auch die Frage nach einer Identität, sprich Glaubensinhalten, ins Spiel kommen. Laut Tebartz-van Elst, der als Vertreter des vatikanischen Rats für die Neuevangelisierung in Barcelona dabei ist, darf dies nichts mit Abschottung zu tun haben. Aber Jugendliche schätzten "kontroverse Diskussionen mit authentischen Personen".

 

Quelle:
KNA