Angespannte Lage in Französisch-Guayana

Bischof schlägt Alarm

Der katholische Bischof von Cayenne fordert Reformen. Französisch-Guayana hat seit Jahren mit starkem Bevölkerungswachstum und hoher Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. Bischof Lafont fordert die Regierung in Paris auf zu handeln.

Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel (dpa)
Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel ( dpa )

In Französisch-Guayana bleibt die Lage angespannt. Der katholische Bischof von Cayenne forderte in einem auf der Internetseite der Zeitung "La Croix" veröffentlichten Interview umfassende Reformen. Die Vorstellung, das französische Überseedepartement in Südamerika lasse sich aus dem 7.000 Kilometer entfernten Mutterland einfach so verwalten, habe sich überlebt, sagte Emmanuel Lafont. "Um die Einwohner von Guyana in die Verantwortung zu nehmen, muss man ihren Platz im institutionellen Gefüge neu bestimmen."

Hohe Jugendarbeitslosigkeit und chronisch unterfinanziert

Das zwischen Brasilien und Surinam an der südamerikanischen Atlantikküste liegende Departement gehört zur EU und ist vor allem wegen des europäischen Weltraumbahnhofs in Kourou bekannt. Ein starkes Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Probleme wie etwa eine hohe Jugendarbeitslosigkeit setzen Gesellschaft und Politik seit Jahren unter Druck. Hinzu kommt, dass Polizei, Bildungs- und Justizwesen chronisch unterfinanziert und schwach besetzt sind. Einwanderer aus Brasilien und Haiti sorgen für zusätzliche soziale Konflikte.

Ein Klima der Unsicherheit und Angst greife immer weiter um sich, beklagte Bischof Lafont. "Allein im vergangenen Jahr mussten wir 42 Morde beklagen." Er fürchte, dass nach den Präsidentschaftswahlen die Regierenden aus Paris ihre Versprechen wieder vergessen. Der bereits viele Male angekündigte "Zukunftspakt" zur Stabilisierung der Verhältnisse in dem Überseedepartement sei beispielsweise immer noch nicht unterschriftsreif.

Friedlicher Streik lähmt Wirtschaft

Derzeit wird das Wirtschaftsleben durch einen Generalstreik gelähmt; eine Gruppe namens "500 Brüder gegen die Kriminalität" organisiert immer wieder Kundgebungen. Zwei Drittel von ihnen seien Katholiken, sagte Lafont. Bislang hätten sich die Demonstranten friedlich verhalten. "Aber eine Sache ist sicher: Sie sind entschlossen, einen Wechsel herbeizuführen."

In Französisch-Guayana leben 244.000 Menschen auf einer Fläche von rund 83.500 Quadratkilometern - das der Größe Österreichs entspricht. Auf 1.000 Einwohner kommen im Jahr 35 Geburten - im Gegensatz zu 2 Geburten im Mutterland. Im Jahr 2013 betrug die Arbeitslosenrate bei den 15- bis 64-Jährigen laut der französischen Statistikbehörde INSEE 32,8 Prozent.

Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte den Besuch einer hochrangigen Delegation im Laufe der Woche an. Präsident Francois Hollande sagte, die Wiederherstellung der Sicherheit in Guayana habe oberste Priorität; dazu würden entsprechende Mittel bereitgestellt.


Quelle:
KNA