Vatikan fordert Auseinandersetzung mit Populisten

"Nicht im geringsten unterschätzen"

Kurz vor den Feiern zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge hat der Vatikan die europäische Politik zu einer intensiven Auseinandersetzung mit populistischen Parteien aufgerufen. Von ihnen könnten verheerende Folgen ausgehen.

Der Vatikan rät dazu, sich mit Populisten auseinanderzusetzen / © Aktivnews (dpa)
Der Vatikan rät dazu, sich mit Populisten auseinanderzusetzen / © Aktivnews ( dpa )

"Man dürfe diese nicht im geringsten unterschätzen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Mittwoch). Die Sorgen, die hier zum Ausdruck kämen, seien authentisch und müssten ernstgenommen werden. Die jüngere Geschichte Europas zeige, welche verheerenden Folgen Populisten haben könnten, so der enge Mitarbeiter von Papst Franziskus.

Zugleich kritisierte Parolin ein Übermaß an Bürokratie in der EU. Diese müsse wieder dem Grundgedanken ihrer Gründer zurückkehren und "mehr Gemeinschaft auf dem Weg als statisches und bürokratisches Gebilde" sein.

Christliche Wurzeln als "Lebenselexier"

Die Feiern zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der römischen Verträge wertete Parolin als Beleg dafür, dass "das europäische Projekt lebendig ist". Das "Lebenselexier" Europas seien seine christlichen Wurzeln. Von Christen würden heute allerdings keine Vorgaben dazu erwartet, was zu tun sei. Erwartet werde vielmehr, dass sie mit ihrem eigenen Leben ein Beispiel für den einzuschlagenden Weg gäben.

Als Kardinalstaatsekretär ist Parolin im Vatikan die Nummer zwei nach dem Papst und oberster Diplomat der katholischen Kirche. Papst Franziskus empfängt die Staats- und Regierungschefs der EU am Freitag anlässlich des 60. Jahrestages der Unterzeichnung der Römischen Verträge im Vatikan. Die am 25. März 1957 in Rom unterzeichneten Verträge sind der Grundstein der heutigen EU. Die zentrale Feier des 60. Jahrestages findet am Samstag in Rom statt.

Die populistischen Strömungen in Europa seien Ausdruck eines tiefsitzenden Unbehagens, das viele Menschen in Europa empfänden, sagte Parolin in dem Interview weiter. Verstärkt werde dies noch durch die Folgen der Wirtschafts- und die Flüchtlingskrise. Für die Politik müsse das Erstarken der Populisten Ansporn sein, konkrete Antworten und Handlungsoptionen aufzuzeigen, ohne ihre Ideale aufzugeben.


Quelle:
KNA