Jesuitenpater zum Treffen von Merkel und Trump

Zwei wie Feuer und Wasser

Zwei, die unterschiedlicher kaum sein können - Merkel trifft erstmalig auf Trump. Von allen Seiten gab es Tipps für die Kanzlerin, wie sie es am besten macht, USA-Kenner Prof. Godehard Brüntrup meint: Sie wird ihren eigenen Weg gehen.

Vor dem Treffen zwischen Merkel und Trump / © Alex Brandon; Rainer Jensen (dpa)
Vor dem Treffen zwischen Merkel und Trump / © Alex Brandon; Rainer Jensen ( dpa )

domradio.de: Die zwei passen ja überhaupt nicht zueinander oder wie sehen Sie das?

Prof. Godehard Brüntrup SJ (Jesuitenpater und USA-Kenner): Offensichtlich sind die Charaktere sehr verschieden. Sie eher ruhig und zurückhaltend, er narzisstisch, um sich selbst drehend, immer im Mittelpunkt stehen wollend, immer hervorstechen wollend. Wie Feuer und Wasser kann man durchaus sagen, ich würde an ihrer Stelle nicht den Konflikt suchen mit ihm.

domradio.de: Ein amerikanischer Psychologe meinte zu dem Treffen: "Am meisten würde Angela Merkel wohl erreichen, wenn sie ein Schmuckband von Ivanka Trumps Kollektion tragen würde." Was halten Sie von solchen Tricks? Muss sie da tatsächlich zu diesen Mitteln greifen?

Pater Brüntrup SJ: Diesen Vorschlag halte ich für vollkommen unsinnig. Damit würde sie sich lächerlich machen, auch auf der internationalen Bühne. Weil das anbiedernd wirken würde und das hat sie gar nicht nötig. Sie ist die viel erfahrenere Politikerin und ich glaube eher, dass sie über andere, sublimere Methoden der List verfügen könnte. Wenn man es mit einem Menschen wie Trump zu tun hat, dann wird man ihn nicht direkt konfrontieren, da wird er nur aggressiv bösartig werden. Man wird versuchen gemeinsam Boden zu finden, gemeinsame Interessen. Er ist ein Businessmensch, er ist ein Mann des Deals, man wird versuchen ihm etwas anzubieten, was für ihn attraktiv ist. Seine ersten Wochen waren auch nicht so toll, er muss auch Erfolge vorweisen, ihn vielleicht mit etwas locken mit einer Sache, die er nach außen verkaufen kann.

domradio.de: Was könnte das sein?

Pater Brüntrup SJ: Es haben ja viele erwartet, dass das jetzt völlig schiefgeht. Dass er als Diplomat völlig ungeeignet ist und dass er mit Deutschland einen der wesentlichen und wichtigsten Verbündeten gleich mal vergrault. Damit hat die linke Presse in Amerika gerechnet und rechnet immer noch damit. Und wenn das Treffen jetzt einigermaßen gut geht und man zum Beispiel im Freihandel oder auch in der Bekämpfung des Terrorismus wirklich gemeinsame Interessen findet, und er kann das verkaufen, dann steht er zunächst mal als ein fähiger und guter Politiker da.

domradio.de: Sie haben lange in den USA gelebt, Ihnen liegt das Land am Herzen. Was wünschen Sie sich für einen Auftritt von Angela Merkel?

Pater Brüntrup SJ: Dass sie immer cool, ruhig und gelassen bleibt, dass sie sich nicht provozieren lässt. Wir in Deutschland sind auf die USA angewiesen, die USA sind seit über 70 Jahren unser Sicherheitsgarant. Wir können uns eine so relativ kleine und vergleichsweise billige Bundeswehr nur leisten, weil die Amerikaner den überwältigenden Löwenanteil der NATO-Kosten übernehmen. Wir sind also auf die USA in vielfacher Hinsicht angewiesen. Und deshalb ist es in unserem Interesse, dass diese Gespräche gut laufen. Und das weiß sie auch und das wird sie mit großem Geschick und großer politischer Erfahrung auch in unserem Interesse gestalten, da bin ich sicher.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (privat)
Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ / ( privat )
Quelle:
DR