Langjähriger Machthaber Jammeh verlässt das Land

Machtkampf in Gambia friedlich gelöst

Nach 22 Jahren autokratischer Herrschaft hat Yahya Jammeh am Wochenende die Macht in Gambia abgegeben. Der abgewählte Präsident will ins Exil. Ein Gewaltausbruch in dem westafrikanischen Land ist damit abgewendet.

Gambias Ex-Präsident Yahya Jammeh  / © Jerome Delay (dpa)
Gambias Ex-Präsident Yahya Jammeh / © Jerome Delay ( dpa )

In Gambia ist ein wochenlanger Machtkampf um die Staatsspitze ohne Blutvergießen gelöst worden. Der langjährige Präsident Yahya Jammeh gab unter internationalem Druck am Wochenende nach 22 Jahren die Macht ab und verließ das Land. Der 51-Jährige hatte die Wahl im Dezember verloren, wollte das Ergebnis aber nicht akzeptieren. Andere afrikanische Staaten drohten, Jammeh notfalls gewaltsam abzusetzen.

Der gewählte Präsident Adama Barrow war bereits am Donnerstag in der gambischen Botschaft im Nachbarland Senegal vereidigt worden und will nach Gambia zurückkehren, sobald die Sicherheitslage dies zulässt. Das westafrikanische Land steht damit vor der ersten friedlichen Machtübergabe seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1965.

Einigung ohne Blutvergießen

Es sei nicht nötig, einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen, betonte Jammeh in einer Ansprache, die der staatliche Fernsehsender GRTS am Samstagmorgen ausstrahlte. "Ich bin dankbar, dass bisher kein einziges Todesopfer zu beklagen war", sagte er. Jammeh rief seine Anhänger auf, die Belange des Landes über die persönlichen Interessen zu stellen. Die Menschen im Land sollten als eine Nation zusammenarbeiten.

Einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge bestieg Jammeh am späten Samstagabend ein Flugzeug nach Guinea. Von dort aus wolle er ins Exil nach Äquatorialguinea weiterreisen. Die Präsidenten von Mauretanien und Guinea, Mohammed Abdel Asis und Alpha Condé, hatten sich am Freitag in Gambias Hauptstadt Banjul um eine Einigung mit dem abgewählten Staatschef in letzter Minute bemüht. Der Vereinbarung zufolge hat Jammeh die Möglichkeit, jederzeit nach Gambia zurückzukehren.

Neuanfang für Gambia?

Zuvor hatte die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas gedroht, militärisch einzugreifen und Jammeh gewaltsam abzusetzen. Soldaten waren bereits in Gambia einmarschiert. Die EU begrüßte die friedliche Einigung und lobte den Einsatz der afrikanischen Staaten.

Steve Cockburn von Amnesty International sagte: "Nach 22 Jahren der Angst haben die Gambier nun die einmalige Möglichkeit, ein Vorbild für Menschenrechte in Westafrika zu werden." Jammeh, der sich 1994 an die Macht geputscht hatte, war wegen seiner autoritären Herrschaft international umstritten.

Bei der Wahl Anfang Dezember hatte Barrow unerwartet 50.000 Stimmen mehr als Jammeh erhalten, der die Niederlage aber nicht anerkennen wollte. Immer mehr Anhänger, darunter auch die Armeeführung und mehrere Minister, wendeten sich nach der Wahl von ihm ab. Den UN zufolge sind rund 45.000 Gambier aus Angst vor Unruhen in den Senegal geflohen.

 


Quelle:
epd