Debatte über Umgang mit Anschlagsopfern hält an

Gauck lädt ein

Die Diskussion über Hilfen für Opfer und Hinterbliebene des Terroranschlags vom Berliner Breitscheidplatz dauert an. Als Reaktion darauf lädt Bundespräsident Joachim Gauck Angehörige der zwölf Toten zu einem Treffen im Schloss Bellevue ein.

Einen Monat nach dem Anschlag in Berlin erinnern noch immer Blumen und Kerzen an den 19.12.2016. / © Maurizio Gambarini (dpa)
Einen Monat nach dem Anschlag in Berlin erinnern noch immer Blumen und Kerzen an den 19.12.2016. / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Die Zusammenkunft sei nicht-öffentlich und vertraulich in den kommenden Wochen geplant, berichteten "Spiegel" und "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Gauck wolle den Angehörigen damit zeigen, dass man nach dem Anschlag zusammenstehe, er wolle ihnen "Halt geben", hieß es. Es seien sowohl die nächsten Angehörigen der Opfer aus Deutschland sowie aus dem Ausland eingeladen worden. Bei dem Anschlag eines islamistischen Täters an der Gedächtniskirche waren am 19. Dezember 12 Menschen getötet worden - 7 Deutsche sowie tschechische, ukrainische, italienische, israelische und polnische Staatsangehörige. Mehr als 50 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Wie geht man mit Opfern eines Anschlags um?

Seit dem Anschlag wird immer wieder diskutiert, ob der Opfer und ihrer Angehörigen angemessen gedacht werde. Kurz nach dem Attentat hatte es symbolische Gesten von Repräsentanten des Staates in Berlin gegeben, auch in mehreren Gottesdiensten. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte am Donnerstag zu einer Gedenkveranstaltung in den Bundestag eingeladen.

Der Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, wandte sich in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gegen Vergleiche mit der Gedenkkultur in anderen Staaten. "Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir anfangen zu vergleichen."

Opferentschädigungsgesetz sei lückenhaft

In der "Welt am Sonntag" kritisierte Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) den Berliner Senat und das Bundesjustizministerium. Diese hätten bisher zu wenig getan und sollten "von sich aus auf die Angehörigen der Opfer zugehen und fragen, wie man ihnen helfen kann. Auch finanziell. Wir sollten dafür die rechtlichen Voraussetzungen schaffen - und zwar ganz schnell."

Die Lücken im Opferentschädigungsgesetz müssten rasch geschlossen werden, so Kauder. "Die Angehörigen erwarten zu Recht die Bestrafung aller Tatbeteiligten, aber auch eine finanzielle Unterstützung und weitere Anteilnahme, etwa durch eine Gedenktafel."

Geld und Begleitung

Am Freitag hatte das Bundesarbeitsministerium erklärt, Ministerin Andrea Nahles und Bundesjustizminister Heiko Maas (beide SPD) hätten sich auf umfängliche Hilfen verständigt. Neben Soforthilfen und Schmerzensgeld denke man auch an Rentenzahlungen. Kirchenvertreter wie Berlins Erzbischof Heiner Koch und der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, hatten zur intensiveren Begleitung der Hinterbliebenen aufgerufen.

Bei einem internationalen Gedenkgottesdienst für die Opfer und ihre Angehörigen hatte der Papst-Botschafter betont, terroristische Taten seien "besonders verachtenswert, wenn sie begründet oder gerechtfertigt werden mit religiösen Motiven". Zugleich hatte er dazu aufgerufen, auch für jene zu beten, "die versucht sind, Terrorakte zu verüben, damit sie umkehren und von solchen bösen Taten absehen, die viele unschuldige Opfer fordern".


Quelle:
KNA