Hoffnung für kolumbianische Geisel durch ELN-Friedensgespräche

Zufrieden über Gesprächsauftakt

Familienangehörige der in der Gewalt der kolumbianischen ELN-Guerilla befindlichen Geisel Odin Sanchez zeigen sich zuversichtlich, dass eine baldige Freilassung möglich sei.

ELN-Kämpfer geben ihre Waffen ab (im Oktober 2016) / © Mauricio Duenas Castaneda (dpa)
ELN-Kämpfer geben ihre Waffen ab (im Oktober 2016) / © Mauricio Duenas Castaneda ( dpa )

"Ich habe große Hoffnung. Wir sind wegen seiner Gesundheit sehr besorgt", sagte Bruder Patrocinio Sanchez am Sonntag (Ortszeit) dem Radiosender RCN, nachdem Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der marxistischen ELN in der ecuadorianischen Stadt Ibarra begonnen hatten.

Am Vortag hatten sich beide Verhandlungsdelegationen zufrieden über den Auftakt der "fruchtbaren" Gespräche gezeigt. UN-Generalsekretär Guterres Antonio dankte dem ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa für die Unterstützung des Friedensprozesses. Die Vorsitzende des Opferverbandes "Victimas Visibles", Diana Sofia Giraldo, forderte unterdessen, dass bei künftigen Gesprächsrunden den ELN-Opfern ein Platz am Verhandlungstisch eingeräumt werden müsse. Ex-Präsident Alvaro Uribe warf der ELN-Guerilla vor, weiterhin auf Erpressungen als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele zu setzen.

Fast 7.000 Morde

Im Oktober hatten Regierung und Rebellen in Venezuela die Aufnahme direkter Friedensgespräche angekündigt, die in konkrete Verhandlungen münden sollen. Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen und ist überwiegend im Osten des Landes aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen fast 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Sie wird zugleich für schwerste Umweltzerstörungen durch mehr als 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.

Die ELN wurde 1964 von Studenten, radikalen Befreiungstheologen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet. Sie ist nach der ebenfalls linksgerichteten FARC die zweitgrößte Rebellenbewegung des Landes und befindet sich weiter im Kriegszustand mit der Regierung. Mit der FARC konnte die Santos-Regierung nach vierjährigen Verhandlungen ein Friedensabkommen unterzeichnen. Dafür erhielt der Präsident den Friedensnobelpreis.


Quelle:
KNA