Grünen-Politikerin sieht Kirchen vor Herausforderung

Mehr gegen nationalen Missbrauch der Religion vorgehen

Die Grünen-Chefin im Europaparlament, Rebecca Harms, sieht die Kirchen durch die zunehmenden Gefahren für Frieden und Demokratie besonders herausgefordert. "Zur Eskalation von Konflikten wird die Religion sehr genutzt", sagte sie.

Kreuze auf einer griechisch-orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Kreuze auf einer griechisch-orthodoxen Kirche / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Als Beispiel nannte die Fraktionsvorsitzende am Freitag in Berlin die Rolle der zerstrittenen orthodoxen Kirchen im Konflikt um die Ost-Ukraine. Die Kirchen hätten wachsende Verantwortung, in solchen Fällen zu vermitteln.

Harms sprach bei einer Veranstaltung der Deutschen Kommission Justitia et Pax zum Thema "Menschenrechte unter Druck". Die Kommission ist nach eigenen Angaben "eine Art 'Runder Tisch' der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind".

Bischof Ackermann ruft zur Debatte auf

Der Kommissionsvorsitzende und Trierer Bischof Stephan Ackermann rief die Kirchen auf, Gelegenheiten zu schaffen, in denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen strittige Fragen debattieren könnten. "Die Frage ist: Wieviel Populismus lasse ich dort zu?, räumte Ackermann ein. Das sei eine "schwierige Balance".

Ackermann räumte ein, dass die Bischöfe auf europäischer Ebene "sehr stark national geprägt" seien. So seien unterschiedliche Positionen in der Flüchtlingsfrage "ein heikles Thema". Auch der Luxemburger Erzbischof Jean-Claude Hollerich betonte, in dieser Frage seien die Bischofskonferenzen "gespalten". Er mahnte seine Amtsbrüder, dem Beispiel von Papst Franziskus zu folgen. Das Kirchenoberhaupt stelle die christliche Botschaft in die Mitte. Damit wende er sich gegen eine "nur auf sich selbst bezogene Kirche", so der Präsident der Konferenz der europäischen Justitia et Pax Kommission.

Polnischer Weihbischof warnt vor neuem "Eisernen Vorhang"

Der polnische Weihbischof Krzysztof Zadarko äußerte die Befürchtung, dass "Missverständnisse" zwischen Ost und West etwa über die Rolle der nationalen Identitäten für Europa faktisch zu einem "neuen Eisernen Vorhang" führen könnten. Um so wichtiger würden internationale Begegnungen wie der Weltjugendtag mit Papst Franziskus im vergangenen Juli in Krakau, sagte der Zadarko. Er leitet die Migrationskommission der Polnischen Bischofskonferenz.


Rebecca Harms / © Wolfgang Kumm (dpa)
Rebecca Harms / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Bischof Stephan Ackermann in seiner Soutane / © Michael Merten (KNA)
Bischof Stephan Ackermann in seiner Soutane / © Michael Merten ( KNA )
Quelle:
KNA