Fillon ist republikanischer Kandidat für das Präsidentenamt

Konservativ und katholisch

Ex-Premierminister François Fillon zieht für die französischen Konservativen in die Präsidentschaftswahl. Sein Stichwahl-Gegner Alain Juppé räumte am Abend seine Niederlage ein.

Autor/in:
Franziska Broich und Inga Kilian
Francois Fillon nach der Wahl  / © Yoan Valat (dpa)
Francois Fillon nach der Wahl / © Yoan Valat ( dpa )

Ex-Premierminister François Fillon (62) zieht für die französischen Konservativen in die Präsidentschaftswahl. Sein Stichwahl-Gegner Alain Juppé (71) räumte am Sonntagabend seine Niederlage ein. "Ich wünsche ihm viel Erfolg für seinen bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf", sagte Juppé. Nach Auszählung von rund zwei Dritteln der Wahllokale holte Fillon 68 Prozent der Stimmen.

Die bürgerliche Rechte kürte ihren Präsidentschaftskandidaten erstmals mit einer Vorwahl, bei der alle Anhänger abstimmen konnten. Der Sieger hat laut Umfragen gute Chancen, bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr in die Stichwahl zu kommen.

Traditionelle Werte im Fokus

Der nüchtern und ernsthaft auftretende Notars-Sohn will bei Wirtschaftsreformen besonders weit gehen, um Frankreich im internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Er sieht dies auch als eine Voraussetzung an, um mit dem wichtigsten EU-Partner Deutschland wieder auf Augenhöhe sprechen zu können.

Der Vater von fünf Kindern setzt auf traditionelle Werte. Das kommt bei konservativen Wählern gut an, insbesondere in der Provinz. Im Wahlkampf verteidigte er sich gegen Vorwürfe, er stelle das Recht der Frauen auf Abtreibung in Frage. Stimmt nicht, das Thema werde er nicht anrühren, entgegnete er in dieser emotional geführten Debatte.

Beziehungen zu Russland stärken

In der Außenpolitik will Fillon ein Verbündeter der USA bleiben, gleichzeitig aber die Beziehungen zu Russland stärken. Das riesige Land müsse enger an Europa gebunden werden, lautet sein Credo. Kreml-Chef Wladimir Putin lobte ihn bereits als "anständigen Mann". Fillon diente unter Sarkozy von 2007 bis 2012 als Premierminister - aus dieser Zeit kennt er Putin persönlich.

Fillon sei ein traditioneller Katholik aus dem ländlichen Frankreich, charakterisierte ihn der Journalist Gerard Carreyrou im Radiosender Europe 1. Tatsächlich nutzte Fillon im Wahlkampf immer wieder katholisch geprägte Sätze wie "Habt keine Angst" - den ersten Satz von Papst Johannes Paul II. zu Beginn seiner Amtszeit (1978-2005). Die Kombination von wirtschaftsliberal und wertkonservativ habe äußerst gut funktioniert, meint Carreyrou.

Adoptionsrecht für heterosexuelle Paare

Zu Beginn des Wahlkampfs setzte Fillon auf liberale Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik. Später äußerte er sich auch zu Wertethemen wie dem sogenannten Taubira-Gesetz, benannt nach der Ex-Justizministerin Christiane Taubira. Es öffnet den Ehebegriff und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Fillon will das Gesetz ändern; das Adoptionsrecht soll auf heterosexuelle Paare beschränkt werden. "Ein Kind ist immer das Ergebnis eines Vaters und einer Mutter, schrieb Fillon in einem Brief an die Französische Bischofskonferenz.

Im Oktober hatten die Bischöfe ein Buch zur Bedeutung von Politik in der Gesellschaft herausgegeben. Die französische Gesellschaft scheine «besorgt, ängstlich, unzufrieden». Der Gesellschaftsvertrag müsse neu überdacht werden. In seinem Brief an die Bischöfe bekräftigte Fillon seine Verbindung mit den "geerbten Werten des Christentums". Zudem sprach er sich gegen künstliche Befruchtung für heterosexuelle Paare aus und kündigte an, Leihmutterschaft zu verbieten. Sie sei eine nicht hinnehmbare Ausbeutung von Frauenkörpern.

Abtreibung nicht verwehren

In der vergangenen Woche bezog er dann auch Position zum Thema Abtreibung. "Philosophisch und aufgrund meines persönlichen Glaubens, kann ich Abtreibung nicht befürworten", zitierte ihn die Zeitung "Le Figaro". Konsequenzen wird seine persönliche Einstellung allem Anschein nach jedoch nicht haben: Frauen, die diesen Weg gehen wollten, könne eine Abtreibung nicht verwehrt werden, betonte er. Das sei unwiderruflich.

Die Familie ist dem Republikaner nach eigenem Bekunden besonders wichtig. Einen Fokus legt er in seinem Programm auf die Begleitung von Behinderten. Betreuer sollten besser unterstützt werden und Eltern von Kindern mit Behinderung Möglichkeiten zur Weiterbildung erhalten.

"Religionsfreiheit bedroht"

Fillon warnt vor einer weiteren Verschärfung der Regeln zur Trennung von Kirche und Staat. Er sehe die Religionsfreiheit durch weitere Regeln bedroht. Im Zusammenleben mit dem Islam verfolgt er wie Sarkozy das Konzept der Assimilation: Einwanderer sollen sich an die französische Gesellschaft anpassen. Auch setzt sich Fillon für ein Burkini-Verbot ein. Frankreich müsse den "Krieg der Symbole" gewinnen und "islamischen Totalitarismus" besiegen. Sein Gegenkandidat Juppe fand dies "veraltet".

Ob er nach seinem Sieg in der Stichwahl auch gute Chancen auf das Präsidentenamt hat, ist unter Experten umstritten. Beim ersten Wahlgang am 23. April 2017 wird der Konservative nicht nur gegen das linke Lager antreten, sondern auch gegen die Kandidatin des rechtspopulistischen Front National (FN), Marine Le Pen. Auf der einen Seite könnte Fillon mit seinem konservativen Kurs FN-Wähler abwerben und Le Pen schaden. Auf der anderen Seite trauen ihm - anders als es bei dem moderateren Juppe gewesen wäre - viele Experten nicht zu, allzu viele Stimmen aus dem linken Lager abzuwerben. Es wird also spannend - und bis zur Wahl kann noch Einiges passieren.


Quelle:
KNA , dpa