Politischer Weggefährte Hirte würdigt verstorbenen Peter Hintze

Politischer Kämpfer mit Vorbildcharakter

Der studierte evangelische Theologe und und Politiker Peter Hintze ist nach langer Krankheit im Alter von 66 Jahren gestorben. Sein politischer Weggefährte Prof. Heribert Hirte würdigt ihn als überzeugten Kämpfer für seine Ideen.

Peter Hintze / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Peter Hintze / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

domradio.de: Sie kannten Peter Hintze persönlich. Wie haben Sie auf die Nachricht von seinem Tod reagiert?

Prof. Heribert Hirte (CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Stephanuskreises): Zunächst einmal war ich traurig und erschüttert - auch wenn ich wusste, dass er schwer krank war und dass mit seinem Tod durchaus zu rechnen war. Er war aus Sicht der rheinischen Abgeordneten der Vorsitzende unserer Landesgruppe und hat in dieser Funktion natürlich auch die rheinischen Interessen immer sehr stark und erfolgreich in den Vordergrund gerückt. In der gesamtpolitischen Lage hat er sich als evangelischer Pfarrer mit seinen Themen durchaus einen Namen gemacht. Er hat bei den Themen PID und Sterbehilfe auch Anträge gestellt, die nicht der Mehrheitsmeinung des Bundestages entsprach.

Das war für mich als Katholiken nicht immer ganz nachvollziehbar, dass er sich in diese Richtung mit einer deutlichen Liberalität positioniert hat. Aber er hat versucht, dieses individuelle Interesse und das Geschenk des Lebens, das Gott uns gegeben hat, miteinander zu vereinbaren. Von dieser tiefen inneren Überzeugung war sein Antrag dann auch aus meiner Sicht getragen. Er hat aber vor allem eines bewerkstelligt - und das ist auch der Grund, warum ihm großer Respekt gezollt wird - nämlich diese innere Überzeugung mit den politischen Machtstrukturen vereinbart. Er hat es nämlich geschafft, dass bei diesen Fragen der Fraktionszwang aufgehoben wurde. Das hatte durchaus Vorbildcharakter.

domradio.de: Peter Hintze hat evangelische Theologie studiert und war auch als Pfarrer in Königswinter tätig. Hat man gemerkt, dass seine theologische Ausbildung auch Einfluss auf sein politisches Fundament genommen hat?

Hirte: Ja, das hat man deutlich gemerkt, gerade weil er diesen Spagat auch deutlich gemacht hat. Bei manchen Fragen konnte er seine persönliche, innere Überzeugung hinter Machtinteressen zurückstellen. Das hatte er als Generalsekretär gelernt. In seinem Herzen haben dann durchaus auch schon einmal zwei unterschiedliche Überzeugungen gewohnt.

domradio.de: Die Nachrichtenagenturen beschreiben Peter Hintze als jemanden, der sich als leidenschaftlicher Streiter für die Freiheit des Christenmenschen eingesetzt hat. Zuletzt hatte er sich für eine Liberalisierung der Sterbehilfe ausgesprochen. Jetzt ist er aber studierter Theologe und evangelischer Pfarrer. Wie geht das denn zusammen? Wie kann man sich als christlicher Theologe für ein solches Thema einsetzen?

Hirte: Die Frage haben wir intensiv auch im christlichen Umfeld diskutiert. Aus meiner Sicht zeigt sie auch die Spannbreite des Christentums. Gerade weil man es akzeptiert, dass man so denken kann, zeigt es auf, was Christsein ebenso ausmacht: die Toleranz für Andersdenkende.

domradio.de: Peter Hintze ist an einer Krebserkrankung gestorben. Er hat lange mit dieser Erkrankung weiter gearbeitet. Ist es Ihrer Meinung nach der richtige Weg, mit so einer Krankheit umzugehen?

Hirte: Ich denke für ihn war es der richtige Weg. Er hatte bis zuletzt die Hoffnung, dass er sein Leiden überwinden würde. Wenn man aber auf der anderen Seite für eine Sache brennt - und das kann man sicher für die Inhalte, die er auch jenseits der christlichen Fragen verfolgt hat, ebenso für das Thema Sterbehilfe sagen - dann kann man das nicht einfach aufgeben. Dann möchte man daran so lange weiter arbeiten, wie es möglich ist und an der Durchsetzung dieser inneren Überzeugung arbeiten. Das kann ich gut nachvollziehen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer (dpa)
Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer ( dpa )
Quelle:
DR