Ex-Bundespräsident Köhler ehrt Papst in "Bambi"-Laudatio

Mit einer Prise Zorn

Der frühere Bundespräsident Horst Köhler sieht in Papst Franziskus einen "Provokateur" für eine gerechte Welt. Jeden Tag aufs neue setze der Papst "Zeichen der Menschlichkeit", schreibt Köhler in einem Beitrag zur Verleihung des "Bambi" an den Papst.

Papst Franziskus erhält "Bambi"  / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus erhält "Bambi" / © Osservatore Romano ( KNA )

Franziskus stelle sich der "schleichenden Verrohung der politischen Kultur" entgegen, so Köhler in einem Beitrag für die "Welt" (Freitag), der auf seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des "Millenium-Bambi" an das Kirchenoberhaupt am Donnerstagabend in Berlin basiert.

"Papst Franziskus hält uns den Spiegel vor, was Christsein bedeuten kann", so Köhler. Er mache unmissverständlich klar, dass die christlichen Wurzeln Europas nicht Folklore sondern ein Anspruch an die Gesellschaft seien. Franziskus zeige seine Menschenliebe mit einer Leichtigkeit und Fröhlichkeit, "dass es fast schon eine Provokation ist", so der frühere Bundespräsident. Diese Kompromisslosigkeit stehe der Politik zwar nicht zur Verfügung; trotzdem dürfe sie etwa in der Flüchtlingskrise die Achtung der Würde des Menschen nicht außen vor lassen.

Köhler: Sicherheit und Wohlstand nur mit menschlicher Würde

Der Papst sei nicht naiv, betonte Köhler. "Zornig legt er den Finger in die Wunde globaler Ungerechtigkeit", etwa indem er daran erinnere, dass die seit Ende des Zweiten Weltkriegs größte Fluchtbewegung keine biblische Plage sei. "Sie ist das Ergebnis menschengemachter Kriege, menschengemachter Armut und des menschengemachten Klimawandels. Und damit liegen auch die Lösungen nicht in Gottes, sondern in der Menschen Hand", so Köhler.

Die Menschheit werde Sicherheit und Wohlstand nur dann bewahren können, wenn alle Menschen auf der Welt in Würde leben könnten. "Papst Franziskus provoziert uns alle, einen Weg zu einer gerechten Welt zu finden", betonte Köhler. "Wenn wir das ohne Angst tun, mit franziskanischer Fröhlichkeit und ruhig auch einer Prise Zorn, dann werden wir das auch schaffen."

Papst Franziskus hatte den "Bambi" bereits vergangene Woche in Rom entgegen genommen. Überbringerin des goldenen Rehs im Apostolischen Palast war die in Berlin lebende syrische Schwimmsportlerin Yusra Mardini. Sie hatte auf ihrer eigenen Flucht über das Mittelmeer Dutzende Mitflüchtlinge gerettet, indem sie mit ihrer Schwester schwimmend ein Schlauchboot an die Küste von Lesbos manövrierte.


Quelle:
KNA