Argentiniens Präsident Macri besucht Papst Franziskus

Neustart zwischen Rom und Buenos Aires

Nach dem "argentinischen Wochenende" stehen die Zeichen im Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Präsident Mauricio Macri auf Neuanfang.

Autor/in:
Tobias Käufer
Papst Franziskus und Familie Macri / © Osservatore Romano (dpa)
Papst Franziskus und Familie Macri / © Osservatore Romano ( dpa )

Auch diesmal vermied der Papst allzu auffällige Gesten der Freundschaft. "Reserviert, aber interessiert" beschrieb die Tageszeitung "El nuevo Herald" aus Miami das Klima des zweiten Treffens zwischen dem aus Argentinien stammenden Kirchenoberhaupt und dem Staatspräsidenten aus dessen Heimat, Mauricio Macri. Gut eine Stunde unterhielten sich die beiden derzeit wohl einflussreichsten argentinischen Köpfe auf weltpolitischem Parkett. Doch es wird mehr bleiben als ein eher steifes Foto mit der Patchwork-Familie Macris.

Je nach politischem Lager fällt die Bewertung des "argentinischen Wochenendes" im Vatikan mit dem Treffen des Papstes mit Macri sowie der Heiligsprechung des "Gaucho-Priester" Jose Gabriel Brochero unterschiedlich aus. Die traditionell linksgerichtete Zeitung "Pagina 12" sah in den zwei Tagen eine wichtige Botschaft des Papstes an das Kabinett Macris. Immerhin habe Franziskus im Rahmen der Heiligsprechung Brocheros auch für eine "seriöse Politik" gegen die Armut gebetet. Es sei notwendig, wirtschaftliche und moralische Kräfte gegen eine Armut zu vereinen, die beleidige, demütige und so viele Brüder und Schwester in den Tod treibe.

Kampf gegen die Armut

Die regierungsnahe Zeitung "Clarin" sah deutliche Fortschritte im Verhältnis zwischen Franziskus und Macri. Dieses Mal hätten beide auf einer Wellenlänge gesprochen, schrieb die wohl einflussreichste Zeitung des Landes. Clarin hob hervor, dass Macri den Papst als moralische Führungsfigur akzeptiere. Der Präsident habe das Gespräch als gut empfunden. Beide Seiten hätten die Übereinstimmungen im Kampf gegen die Armut und den Drogenhandel herausgestellt.

Ein gut gelaunter Präsident machte dann auch Witze: Rom sei voller Menschen aus Cordoba, die Römer wüssten gar nicht, welches Risiko sie damit eingingen. Und Macri berichtete von den neugierigen Fragen von Präsidententochter Antonia (5) an das Kirchenoberhaupt. Sie habe wissen wollen, ob er auch in dieser Kleidung schlafe, ob er denn Mama und Papa habe und was er esse. Der Papst habe alle Fragen geduldig beantwortet. Was belanglos klingt, hatte aus Sicht Macris vor allem einen Sinn: Er wollte nach Hause transportieren, dass es menschelt zwischen der Präsidentenfamilie und dem Papst.

"Mit einem herzlichen Treffen überwanden sie die Kühle"

Die Tageszeitung "La Nacion" setzte sich vor allem inhaltlich mit dem Treffen auseinander: "Ich wollte seine Meinung wissen über das, was wir in diesen Monaten getan haben", zitierte das Blatt Macri. Es spielte damit auf gegensätzliche Meinungen zwischen katholischer Kirche und konservativ-bürgerlicher Regierung über den richtigen Weg aus der Wirtschaftskrise an. Auch "La Nacion" sah Fortschritte in Rom: "Mit einem herzlichen Treffen überwanden Macri und der Papst die Kühle", bilanzierte das Blatt die atmosphärischen Rahmenbedingungen des Besuches.

Nach Macris Amtsantritt im Dezember 2015 waren in Argentinien immer wieder Spekulationen ins Kraut geschossen, die Chemie zwischen Papst und Präsident sei gestört. Franziskus mische sich mit subtilen Botschaften in die argentinische Politik ein, mahne dort mehr soziale Gerechtigkeit und politische Freiheit an, hieß es. Macri reagiere darauf verstimmt.

Ein erstes, nur 22 Minuten dauerndes Treffen im März wurde als sehr kühl bezeichnet. Die Berichterstattung schlug so hohe Wellen, dass sich der Papst wenig später in einem Interview zu einer Klarstellung genötigt sah. "Ich habe kein Problem mit ihm. Macri ist eine noble Person", erklärte Franziskus und beendete damit die Spekulationen um eine angebliche Eiszeit.


Quelle:
KNA