Panglong-Konferenz soll Myanmar Frieden bringen

Lange Pilgerfahrt der Hoffnung

Die Beendigung des seit gut 70 Jahren dauernden Bürgerkriegs in Myanmar ist das ehrgeizigste Ziel der Regierung Suu Kyi - und zugleich ein Projekt, dessen Erfolg oder Misserfolg das Land auf lange Zeit prägen würde.

Autor/in:
Michael Lenz
Aung San Suu Kyi / © Hein Htet (dpa)
Aung San Suu Kyi / © Hein Htet ( dpa )

Am Mittwoch wird in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw die "Panglong-Konferenz des 21. Jahrhunderts" eröffnet. Erstmals seit der historischen Panglong-Konferenz von Aung San Suu Kyis Vater, General Aung San, vor fast 70 Jahren wagen Regierung, Armee und die ethnischen Milizen wieder Friedensverhandlungen.

Bürgerkriegsende als Ziel

Die politische Beendigung des seit gut 70 Jahren dauernden Bürgerkriegs ist das ehrgeizigste Ziel der Regierung Suu Kyi - und zugleich das Projekt, dessen Erfolg oder Misserfolg Myanmar auf lange Zeit prägen würde. "Frieden ist der einzige Weg für diese Nation bei ihrem Rendezvous mit dem Schicksal." So emotional beschreibt Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Rangun, die hohe Erwartung an die neue Panglong-Konferenz, diese "lange Pilgerfahrt der Hoffnung".

Im Februar 1947 einigten sich General Aung San und die Shan, die Kachin und die Chin bei der Konferenz von Panglong, einem Ort im Shan-Staat, auf eine "vollkommene Autonomie" dieser Völker. Im Juli des gleichen Jahres wurde Aung San bei einer Kabinettssitzung von Nationalisten ermordet; Aung San Suu Kyi war damals zwei Jahre alt.

Der Unabhängigkeitswille der ethnischen Völker im Grenzgebiet zu China und Thailand war auch der Anlass für den Militärputsch 1962 und die folgenden Jahrzehnte der Militärdiktatur.

Keine der Bürgerkriegsparteien konnte je die Oberhand gewinnen, auch wenn die birmanische Armee die Shan, die Karen, die Kachin und viele andere Völker brutal unterdrückt und ausbeutet. Eine Million Menschen flohen vor den Kämpfen. 500.000 wurden zu Binnenflüchtlingen. Mehr als 150.000 geflüchtete Karen leben in Lagern in Thailand.

Politische Lösung gesucht

Die Einsicht, dass die Konflikte militärisch nicht zu lösen seien, war eine Triebfeder für die von der damaligen Militärjunta entworfene "Roadmap to Democracy", deren wichtigste Station der Wahlsieg der von Suu Kyi geführten Oppositionspartei Nationale Liga für Demokratie (NLD) im November 2015 war. "Die Mehrheit der Armeeführung setzt inzwischen auf eine politische Lösung", ist sich Khin Zaw Win, Direktor des unabhängigen Tampadipa-Instituts zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Rangun, sicher.

An die Panglong-Konferenz ihres Vaters will Suu Kyi anknüpfen, aber auch an das Waffenstillstandsabkommen des im November abgewählten Präsidenten Thein Sein - das allerdings nur 8 von 16 Milizen unterzeichnet hatten. Bei Panglong 2.0 sind fast alle dabei, auch die Unabhängigkeitsarmee der Kachin (KIA) aus der mehrheitlich christlichen Kachin-Region. Auf Betreiben der Armee wurden jedoch drei Milizen nicht eingeladen.

Die ethnischen Völker vertrauen Suu Kyi. Die 71-Jährige hat auch mit dem Militär, ihrer alten Nemesis, eine Gesprächsbasis gefunden. "Das Militär attestiert Suu Kyi eine große Deckungsgleichheit mit den eigenen Positionen, was die Beilegung des Konflikts angeht. So besteht sie wie das Militär auf einem landesweiten Waffenstillstand, bevor der politische Dialog geführt werden kann", heißt es in einer Analyse der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rangun.

Lang angelegter Prozess

Die Eröffnung von Panglong 2.0 mit rund 1.600 Delegierten und Beobachtern plus einer großen Schar internationaler Gäste aus der EU, Japan, China, den Vereinten Nationen - die alle den Friedensprozess in Myanmar mit Geld und guten Worten unterstützen - ist der Beginn eines auf Jahre angelegten Prozesses. Parallel dazu tagt eine Versammlung von Organisationen der Zivilgesellschaft.

Zu verhandeln gibt es genug zwischen allen Beteiligten, die sich auch untereinander über ihre Ziele nicht ganz einig sind. "Diskriminierung, Landrechte, gleichberechtigte Nutzung natürlicher Ressourcen bilden den Kern des Konflikts in Myanmar - und müssen daher auch im Kern der Diskussionen über Frieden und Problemlösungen stehen", betont die UN-Menschenrechtsbeauftragte für Myanmar, Yanghee Lee.

Die Schüsselrolle kommt der Armee zu, die laut Verfassung für die Sicherheitspolitik zuständig ist. Kardinal Bo spricht aus, was viele in Myanmar denken: "Wir hoffen, dass sie sich ihrer ultimativen Herausforderung stellt - diese Nation auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Frieden zu einen."


Quelle:
KNA