UN und Hilfswerke sehen Katastrophe in Aleppo und ganz Syrien

Umkämpftes Aleppo

Vertreter der Vereinten Nationen und von Hilfswerken warnen eindringlich vor einer humanitären Katastrophe in der umkämpften Stadt Aleppo und in ganz Syrien.

Trümmer in Aleppo / © Zouhir Al Shimale (dpa)
Trümmer in Aleppo / © Zouhir Al Shimale ( dpa )

"Die Lage ist sehr ernst, sehr schlimm", sagte Kevin Kennedy, der Koordinator der UN für die Syrien-Krise, im Bonner "General-Anzeiger" (Montag): "Jeden Tag werden Dutzende Menschen durch die Gewalt getötet, besonders Frauen und Kinder trifft es."

Noch gebe es Lebensmittel-Vorräte im Osten Aleppos für rund 150.000 Menschen für drei Wochen, betonte Kennedy. Doch hier harrten mehr als 250.000 Menschen aus, die auf Hilfe warteten. Daher fordern die Vereinten Nationen ungehinderten Zugang zu diesen Menschen: "In Aleppo sollten für 48 Stunden pro Woche die Waffen schweigen. Dann könnten wir Güter hineinbringen und Menschen könnten heraus kommen."

Nach wie vor kein Durchkommen

Auch der stellvertretende Auslandschef des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) , Christian Hörl, berichtete von einer weiter zugespitzten Lage in Aleppo. Im Südwestrundfunk (SWR) sagte Hörl am Montag, die Helfer vor Ort könnten bislang nicht sicher sagen, ob der Belagerungsring um die Stadt bereits durchbrochen worden sei. Nach wie vor sei für das Rote Kreuz und den syrischen Roten Halbmond nur der Westen Aleppos zugänglich, nicht aber der Osten.

Die Situation in Aleppo, so Hörl weiter, sei allerdings nur der Gipfel des Elends, also ein besonders krasses Beispiel für die landesweit insgesamt schlimmen Verhältnisse unter den Bedingungen des Bürgerkriegs. In Syrien seien mittlerweile sechs bis acht Millionen Einwohner unterwegs, die ihre angestammten Heimatorte hätten verlassen müssen, sagte Hörl. Zu diesen Binnenflüchtlingen gehörten auch 80.000 Menschen im Grenzgebiet zu Jordanien, die nach wie vor über die Grenze hinweg "mit großen Schwerlastkränen versorgt" werden müssten, weil sie "vollkommen abgeschnitten" seien.

Kennedy beklagte außerdem, dass die UN erst 27 Prozent der 2016 benötigten 3,2 Milliarden US-Dollar für Hilfsleistungen innerhalb Syriens erhalten hätten. Auch für die Hilfe in der Region, also um syrische Flüchtlinge etwa in Jordanien und im Libanon zu unterstützen, habe man erst 43 Prozent der notwendigen rund 4,5 Milliarden US-Dollar erhalten.


Quelle:
KNA