Erzbischof Koch mit Linken.Chefin Kipping im Gespräch

Abtreibung und Priesteramt für Frauen

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch möchte die katholische Haltung zur Abtreibung auf einem Linken-Parteitag vorstellen. "Ich würde gern über den Paragrafen 218 reden", sagte Koch in einem Doppel-Interview mit Linken-Chefin Katja Kipping.

Erbischof Heiner Koch / © Romano Siciliani (KNA)
Erbischof Heiner Koch / © Romano Siciliani ( KNA )

Beide stellten sich in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" den Fragen der Interviewer. "Wir als Kirche bemühen uns, das Recht auf Leben auch dem ungeborenen Leben zukommen zu lassen", sagte Koch.

Kipping reagierte überrascht auf Kochs Vorschlag. Ein Parteitag könne für Koch ungemütlich werden, in ihrer Partei gebe es "ein starkes Frauenplenum", sagte Kipping. "Es würde einige Genossinnen geben, die mit guten Argumenten oder Transparenten gegen die Positionen der katholischen Kirche in diesem Punkt demonstrieren würden."

Politische Gemeinsamkeiten

Kipping verwies auf politische Gemeinsamkeiten zwischen ihr und dem Erzbischof. Gerade in der Flüchtlingshilfe handelten Christen und Linke häufig aus ähnlichen Motiven. "Ob ich nun aus christlicher Nächstenliebe oder einem humanistischen Verständnis von Menschenwürde heraus aktiv werde, ist für den, dem geholfen wird, zweitrangig", sagte Kipping. Koch ergänzte, bei allen Differenzen verbinde sie die Sorge über den wachsenden Rassismus in Deutschland. Dabei sei er sich mit Kipping einig, "er ist mehr als ein ostdeutsches Phänomen", sagte der aus dem Rheinland stammende Erzbischof.

Thema Frauen als Priester

Die Parteichefin der Linken forderte die katholische Kirche auf, Frauen nicht länger die Priesterweihe zu verwehren. "Wir haben als Partei gute Erfahrungen mit quotierten Doppelspitzen gemacht, auch die Kirche könnte davon profitieren", sagte sie. Koch verwies darauf, dass in seinem Erzbistum zwei von vier Dezernaten von Frauen geleitet werden. Dass Frauen keine Priesterinnen werden können, habe dagegen "theologische Gründe", sagte der 62-Jährige.

Koch kennt die 38-jährige Linken-Chefin Kipping aus seiner Zeit als Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Damals habe er auf Einladung der sächsischen Linken eine Veranstaltung in Dresden besucht. "Die Offenheit, mit der Sie und Ihre Partei mir damals begegnet sind, hat mich überrascht", sagte Koch. Koch wechselte im vergangenen Jahr als Erzbischof in die Hauptstadt. Kipping stammt aus Dresden und ist seit vier Jahren mit Bernd Riexinger Parteivorsitzende der Partei Die Linke.


Quelle:
epd