Gastkommentar von Pater von Gemmingen zur Europakrise

"Ohne Jesus Christus kommt Europa nicht voran"

Europa steckt in einer Krise - spätestens seit dem Brexit-Referendum. Der Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen macht sich darüber seine Gedanken und vergleicht im Gastkommentar die Anfänge des geeinten Europas mit dem Ist-Zustand.

Pater von Gemmingen bei domradio.de (DR)
Pater von Gemmingen bei domradio.de / ( DR )

Was würden die "Gründungsväter Europas" Robert Schuman, Konrad Adenauer und Alcide de Gasperi zur heutigen Europakrise sagen? Alle drei waren gläubige Katholiken. Sie hätten sicher kein Patentrezept, um ihren Traum von einem vereinten, friedlichen Europa angesichts der heutigen Zweifel zu verwirklichen. Aber sie würden vielleicht doch nachdenklich fragen: "Habt ihr die geistig-geistlichen Grundlagen Europas ein wenig aus den Augen verloren, die für uns vor fast 70 Jahren selbstverständlichen waren?"

Ethische und christliche Argumente

Wir hatten den entsetzlichen Zweiten Weltkrieg erlebt, hatten erkannt: Zwischen Frankreich und Deutschland darf es nie wieder Krieg geben, und wir müssen stark sein gegen den atheistischen Kommunismus. Dazu brauchen wir leider Waffen, aber vor allem überzeugende Argumente. Unsere Argumente waren nicht nur ökonomisch, sondern auch ethisch und christlich. Wir waren davon überzeugt: Eine Gesellschaft ohne Gott zerstört sich langfristig selbst.

Die drei würden uns vielleicht sagen: "Brüssel" macht vielleicht manche Fehler, viele Europäer suchen daher wieder "Heimat" in ihrem Volk, sie haben Angst, schließen sich ab. Aber sie spüren auch die Grenzen der "Spaß- und Konsumgesellschaft". Stärkster Ausdruck dafür ist die Flucht junger Europäer zu den IS-Kriegern. Dort gibt es eine Herausforderung, ein Lebensziel. Welche Lebensziele bietet Europa jungen Menschen?

Pragmatismus reicht langfristig nicht

Wenn sie von den Vordenkern Europas hören würden, dass eine wesentliche Quelle der europäischen Rechts- und Sozialordnung die Botschaft Jesu Christi ist, und wenn sie hörten, dass dieser Jesus Christus weltweite Geschwisterlichkeit fordert und dafür gestorben ist, dann würden sich die Cleveren unter ihnen aufmachen, für soziale Gerechtigkeit in Afrika, Asien, Lateinamerika und auch in Europa einzutreten.

Die Gründerväter Europas würden sagen: reiner Pragmatismus reicht den Menschen langfristig nicht. Und wenn sie Angst haben vor "Brüssel", ziehen sie sich in ihr Schneckenhaus zurück. Menschen brauchen auch heute ethische Herausforderungen. Der große Herausforderer ist der "Mann am Kreuz". Wenn Europa den vergisst, kommt ihr nicht voran.


Quelle:
DR