Kardinal Woelki verurteilt Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft

"Menschen- und gottesverachtende Tyrannei"

Der Kölner Erzbischof Woelki hat den Brandanschlag in einer Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Pfarrhaus in Köln-Rondorf verurteilt. In einem Gottesdienst in der Gemeinde sprach er von "Menschen- und gottesverachtender Tyrannei".

Autor/in:
Hans Jeitner
Gottesdienst in Köln-Rondorf / © Hans Jeitner (DR)
Gottesdienst in Köln-Rondorf / © Hans Jeitner ( DR )

Kardinal Woelki hat den mutmaßlichen Brandanschlag in einer Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Pfarrhaus in Köln-Rondorf als "unfassbar" bezeichnet. "Das ist für mich so etwas wie die Verlängerung des Terrors, vor dem die Familie aus ihrer Heimat geflohen ist", sagte Woelki, der an diesem Sonntag die Predigt in der Kirchengemeinde Heilige Drei Könige in Köln-Rondorf  hielt. Das Haus, in dem eine achtköpfige Familie aus dem Irak lebte, war vor rund einer Woche durch einen Brand völlig zerstört worden; verletzt wurde niemand.

"Die Gründe der Hinterhältigkeit mögen andere sein; die Weltanschauung der Täter verschieden. Das Ergebnis aber ist gleich: Menschen- und gottesverachtende Tyrannei", sagte er weiter vor dem voll besetzten Kirchenraum. Die Gemeinde hatte bereits am Vortag zu einem Akt der Solidarität aufgerufen und eine Lichterkette gebildet.

Gewalt entgegen stellen

Er forderte die Gläubigen auf, sich dieser Gewalt entgegenzustellen. Man dürfe sich nicht taub und blind stellen gegenüber dem Bösen in all seinen Facetten, so der Kölner Erzbischof. Er appellierte an alle Christen: " Folgen wir daher lieber wie einst die Heilige Drei Könige nicht den Befehlen von Menschenverachtung, Schreckensherrschaft und Gewalt. Sondern folgen wir dem Stern in unserem Leben, der einst über dem Stall von Bethlehem stehen blieb und damals den drei Magiern aus dem Morgenland den Weg Gottes gewiesen hat und den er uns heute weisen will. Dieser Weg ist nämlich ein Weg des Lebens."

Millionen Menschen seien weltweit aus ganz verschiedenen Gründen auf der Flucht. Aber eines sei sicher, so Woelki: "Kein Mensch auf dieser Welt gibt sein zu Hause auf, ohne einen schweren und lebensbedrohlichen Grund. Einer dieser Gründe ist auch religiöser Fanatismus."

Verantwortung für Familie

Pfarrer Regamy Thillainathan erklärte, er habe mit dem Gottesdienst einen Akt der Solidarität setzen wollen. "Wir haben mitten unter uns eine Familie, die jetzt obdachlos ist, wo wir jetzt auch mitleiden und uns kümmern, weil sie in unserem Pfarrhaus gelebt hat und wir uns eben besonders verantwortlich für diese Familie fühlen", sagte er weiter.

Torsten Röcher sagte: "Wir möchten als Kirchengemeinde zusammen stehen, Solidarität zeigen und dokumentieren, dass in unserer Kirchengemeinde kein Platz für Fremdenfeindlichkeit und Hass ist."

Gegenstände angezündet

Nach dem Brand gehen Polizei und Staatsanwalt von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Im zurzeit nicht benötigten Pfarrhaus der Kirchengemeinde Heilige Drei Könige im Stadtteil Rondorf lebte eine achtköpfige Familie aus dem Irak. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei mitteilte. Nach derzeitigem Stand hätten Unbekannte am Samstagmorgen (11.06.)  gegen 4.40 Uhr vermutlich Gegenstände in dem Haus angezündet. Das Pfarrhaus sei im Inneren völlig ausgebrannt.

"Zum Glück war die Familie gerade bei einer Hochzeitsfeier von Verwandten, als es gebrannt hat, sagte Günter Stein, Pfarrer im Ruhestand, der KNA. Allerdings habe die Familie "einmal mehr alles verloren".


Quelle:
DR