Bundesbürger sehen Beziehung zu Polen stärker belastet

Neuer Tiefpunkt

25 Jahre nach Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags ist das Vertrauen in die Partnerschaft bei den Bundesbürgern auf einem Tiefpunkt.

Fahnen von Deutschland und Polen / © Patrick Pleul (dpa)
Fahnen von Deutschland und Polen / © Patrick Pleul ( dpa )

Lediglich 43 Prozent der Deutschen halten einer Umfrage zufolge die Beziehungen zwischen den Nachbarländern für gut, wie die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Vorstellung der Studie mitteilte. Im Jahr 2013 waren es mit 70 Prozent noch mehr als zwei Drittel. 45 Prozent der befragten Bundesbürger bewerteten die Beziehungen sogar als schlecht oder sehr schlecht.

Als Hauptproblem wird in Deutschland die Abschottung Polens in der Flüchtlingskrise gewertet (82 Prozent). Auch eine wachsende anti-europäische Haltung der nationalkonservativen polnischen Regierung wird als Belastung gesehen (79 Prozent).

Negativste Bewertungen seit dem Jahr 2000

In Deutschland seien das die negativsten Bewertungen seit dem Start der Umfrage im Jahr 2000, erklärte die Stiftung. Damals schätzte noch mehr als jeder zweite (57 Prozent) die Beziehungen als gut ein. In EU-Fragen seien Berlin und Warschau zunehmend uneins, erklärte die Stiftung. Auch das Image Polens habe bei den Deutschen nach dem Regierungswechsel in Warschau im Herbst 2015 gelitten.

Zugleich sprechen sich viele Bürger in beiden Ländern für eine weitere Kooperation aus. In Deutschland sind es 53 Prozent, in Polen 58 Prozent.

Auch in Polen wird das Verhältnis der Nachbarländer negativer gesehen. Insgesamt ist die Zustimmung im Vergleich zu den deutschen Nachbarn etwas größer: Mit 67 Prozent bewerten noch mehr als zwei Drittel der Polen die Beziehungen als gut oder sehr gut. Im Jahr 2000 waren es allerdings noch 83 Prozent. In Polen werden überwiegend der Umgang mit Russland (65 Prozent) sowie die Flüchtlingsfrage (63 Prozent) als Belastung gesehen. 44 Prozent der Polen halten ihr Land unter der gegenwärtigen Regierung weiterhin für einen zuverlässigen Partner innerhalb der EU. Knapp ein Drittel der Polen sieht das Land nicht mehr als verlässlichen Partner.

Befragt wurden im Auftrag der Bertelsmann Stiftung sowie dem Warschauer Institut für Öffentliche Angelegenheiten und der Konrad-Adenauer-Stiftung Warschau rund 2.000 Menschen in Polen und Deutschland. Die repräsentative Umfrage erfolgte in der ersten Aprilhälfte unter jeweils 1.000 Befragten in Deutschland und Polen über 14 Jahren. Der deutsch-polnische Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit wurde am 17. Juni 1991 unterschrieben.


Quelle:
epd