Experten tagen in Berlin zum Erhalt syrischer Kulturerbestätten

Bedrohter Zauber des Orients

Internationale Experten beraten ab Donnerstag in Berlin über den Erhalt des syrischen Kulturerbes. Ein Treffen unter Fachleuten, für Fachleute - mit großen Plänen.

Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. (DR)
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. ( DR )

Sie gilt als Brücke zwischen Okzident und Orient, als Welterbe und Kleinod: Die syrische Wüstenstadt Palmyra ist zu einem Symbol der Zerstörung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geworden. Nun wollen Fachleute sie zum Symbol der internationalen Kooperation und des Wiederaufbaus machen. Auf einer Tagung in Berlin beraten Experten ab Donnerstag über das Schicksal des syrischen Kulturerbes. Ein Treffen hinter verschlossenen Türen, nur der Auftakt ist öffentlich. Danach soll den Fachleuten, viele aus Syrien oder mit syrischen Wurzeln, die Chance zum ungestörten Dialog gegeben werden.

Wiederaufbau von Palmyra

Für die Sonderbeauftragte im Auswärtigen Amt für das Unesco-Welterbe, Maria Böhmer (CDU), ist die Tagung ein erster Schritt zum Erhalt des syrischen Kulturerbes. Nachdem Palmyra im März durch syrische Truppen zurückerobert wurde, sei ihr klar gewesen, dass nun Spezialisten gefragt seien. Mit der Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa hat sie zur Tagung geladen. Ein wichtiges Ziel soll die Fortschreibung eines Unesco-Aktionsplans sein. Ein Forum für junge Experten findet parallel zur offiziellen Tagung statt.

Dabei betont Böhmer, dass es nicht um nationale Alleingänge gehe. Die Initiative könne nur bei der Unesco und Syrien liegen. Weder Deutschland noch andere Staaten, etwa Russland, seien nach vorne geprescht. Böhmer widerspricht damit Gerüchten, die Federführung beim Wiederaufbau liege bei der Eremitage in St. Petersburg.

Kulturelle Verbundenheit muss überwiegen

Anders sieht das die Syrien-Expertin Annie Sartre-Fauriat. Ihr mache es große Sorgen, "dass die Russen den Kurs vorgeben, wie mit Palmyra umgegangen wird", sagte sie der Deutschen Welle. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Helmut Parzinger, will Russland gleichwohl eingebunden wissen und begrüßt, dass russische Vertreter bei der Konferenz zugegen sind.

Die politischen Differenzen lassen sich auch bei der Frage der syrischen Experten nicht ausblenden. Aus Syrien seien alle Seiten vertreten, auch die Opposition, erklärt Böhmer. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Verena Metze-Mangold, ergänzt, dass trotz politischer Differenzen eine kulturelle Verbundenheit bestehe. Die Zerstörung von Kulturerbe sei ein Kriegsverbrechen, so Metze-Mangold. Darin seien sich alle Unesco-Staaten einig.

Weniger Einigkeit herrscht bei der Finanzierung der Unesco-Vorhaben. Man sei auf Beteiligung vieler Mitgliedsstaaten angewiesen, betont Metze-Mangold. Und auch Böhmer sieht bei der Frage der Finanzierung des Kulturerhalts noch Hürden.

Unterstützung aus Deutschland

Das deutsche Engagement kann sich dessen ungeachtet sehen lassen. Mehrere Projekte sind angelaufen und sollen ausgebaut werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) engagiert sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit seinen Museen bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, Restauratoren und Museumsfachleuten. Beim DAI ist ein Projekt angesiedelt, dass vorrangig syrische Architekten, Steinmetze und Handwerker ausbildet mit dem Ziel, sie für den späteren Wiederaufbau zu trainieren. Der Name des Projektes lautet symbolisch "Stunde Null".

Forschungsprojekte sollen Überblick liefern

Eigentlich müsste nun erst einmal gesichtet werden, was zerstört wurde. Da die Kämpfe in Syrien weitergehen, ist das jedoch nur bedingt möglich. Einen Anfang soll eine Datenbank mit Archivmaterialien sowie aktuellen Informationen zum Zustand des kulturellen Erbes in Syrien machen.

Ein weiteres Projekt ist die Forschung zum illegalen Handel mit Kulturgütern und Antiken. Wie Koordinator Markus Hilgertim Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte, sollen Methoden entwickelt werden, mit denen Ermittlungsbehörden schnell an Daten kommen. Doch, so Hilgert, schlussendlich könne das Problem nur an der Wurzel, bei den florierenden Absatzmärkten, etwa in England, Frankreich oder Deutschland, gepackt werden. Das wiederum steht bei der jetzt angelaufenen Konferenz nicht auf der Agenda.

Anna Mertens


Staatsministerin Maria Böhmer / © Harald Oppitz (KNA)
Staatsministerin Maria Böhmer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA