Kirchen kritisieren Rechtspopulisten

"Jesus war ein Flüchtling"

Die mitteldeutschen Bischöfe grenzen sich von selbst ernannten Verteidigern des christlichen Abendlands ab. Sie kritisieren die AfD und ihre Berufung auf christliche Werte.

Ilse Junkermann / © Martin Schutt (dpa)
Ilse Junkermann / © Martin Schutt ( dpa )

Es sei kurios, "sich vehement auf das christliche Abendland zu berufen und dabei nicht Menschenwürde, Solidarität und Mitleid zu meinen, sondern auf massive Ab- und Ausgrenzung von anderen zu setzen", sagte der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, der "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag). Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, erklärt dazu, es habe Vorrang, "unser Leben von der himmlischen Heimat her bestimmen zu lassen, nicht vom Ort der Geburt. Und die AfD, sofern sie sich auf christliche Werte beruft, muss auch dessen gewärtig sein, dass Jesus ein Jude und ein Flüchtling war".

Potenzial des Katholikentags

Beide Bischöfe sehen den bevorstehenden 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig stark im Zeichen der Ökumene, des Gesprächs über Konfessions- und Glaubensgrenzen hinweg, sowie als Beitrag zur Erneuerung der Kirche und zur Weiterentwicklung des Gesprächs in der Gesellschaft. "Manchmal scheint es so, als ob das Heiligste unserer Gesellschaft die Besitzstandswahrung sei. Diese nur irgendwie infrage zu stellen, erscheint fast undenkbar", sagte Feige dem Blatt.

Leitlinien für gelingende Integration

"Identität und Offenheit gehören zusammen. Wer nicht mit sich identisch ist, kann auch nicht offen sein. Daher rühren sicher viele Probleme unserer Gesellschaft. Heimat und Geborgenheit sind schon etwas Erstrebenswertes. Richtig verstanden verbindet sich damit aber nicht Engstirnigkeit und Intoleranz."

Zur Frage, ob die Integration der Flüchtlinge in Deutschland gelingen werde, sagte Junkermann:  "Für viele von ihnen ist ja gerade der demokratische Westen, das christliche Abendland ein erstrebenswertes Ziel. Sie erleben auch, wie streitbar eine Demokratie ist." Und Feige bekräftigt, beide Seiten müssten sich bewegen: "Dabei brauchen wir Leitlinien und eine ehrliche Diskussion. Falsch verstanden wäre die Erwartung, dass die muslimischen Ankömmlinge bald Schweinefleisch essen und deutsche Volkslieder singen."


Quelle:
KNA