Generalsekretär Daly verlässt die EU-Bischofskommission

"Es war mir eine Ehre"

​Am Sonntag ist der letzte Tag von Patrick Daly als Generalsekretär der EU-Bischofskommission COMECE. "Wir vereinen Christen aus dem Osten und dem Westen, aus verschiedenen Kulturen", sagt Daly als Bilanz. 

Autor/in:
Franziska Broich
Patrick Daly / © Alexander Brüggemann (KNA)
Patrick Daly / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Am Sonntag ist der letzte Tag von Patrick Daly als Generalsekretär der EU-Bischofskommission COMECE. Kurz nach seinem Dienstbeginn dort trat Benedikt XVI. (2005-2013) zurück, und Franziskus wurde zum neuen Papst gewählt. Diese Veränderung an der Spitze der katholischen Kirche prägte Dalys Amtszeit. Nun will der Ire für sechs Monate einem persönlichen Forschungsprojekt nachgehen, bevor er wieder als Seelsorger in seine Heimat zurückkehrt.

KNA (Katholische Nachrichten-Agentur): Herr Daly, was waren die Höhepunkte Ihrer Amtszeit als COMECE-Generalsekretär?

Daly: Das waren für mich persönlich eine Reihe päpstlicher Audienzen und die Besuche verschiedener Bischofskonferenzen in Europa. Ich habe den Bischöfen die Arbeit der COMECE vorgestellt. Manchmal musste ich sie auch überzeugen, dass unsere Arbeit in Brüssel in ihrem Interesse ist. Bei den Besuchen habe ich Freundschaft mit Bischöfen geschlossen und viele persönliche Gespräche geführt. Außerdem gehörten die COMECE-Vollversammlungen für mich zu den Höhepunkten. Bei der jüngsten haben wir unseren Friedensbericht an die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini überreicht. Und der letzte Höhepunkt liegt erst wenige Tage zurück: Ich hielt im britischen Oberhaus eine Rede über Europa als Wertegemeinschaft.

KNA: Was denken Sie über den möglichen EU-Austritt Großbritanniens?

Daly: Als ich mit den Britten darüber sprach, habe ich es mit einer Ehe-Scheidung verglichen. Bei Scheidungen muss man immer auch an die Zurückbleibenden denken. Im Fall der EU wären das die übrigen 27 Mitgliedsländer. Für mich ist das Thema etwas emotional. Ich möchte, dass die Briten bleiben - aber mit Begeisterung. Wir brauchen ein deutliches Ja, kein 'Jein'.

KNA: Was kann die Kirche zur Lösung der Migrationskrise beisteuern?

Daly: Die Lösung ist nicht einfach, weil das Problem sehr groß ist.

Es kann Jahre dauern, die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Und wir brauchen einen starken Willen. Die COMECE ist ein politisches Organ der Kirche, keine humanitäre Organisation. Wir freuen uns, dass sich die Caritas und verschiedene unserer lokalen Organisationen mit den humanitären Problemen beschäftigen. Die COMECE versucht, einen Beitrag zu einer dauerhaften politischen Lösung zu leisten, die wir den europäischen Spitzenpolitikern dann im Namen der Kirche vorschlagen können. Die Kirche hat sehr viel pastorale Erfahrung. Wir vereinen Christen aus dem Osten und dem Westen, aus verschiedenen Kulturen. Zudem kennen wir verschiedene Integrationsmodelle, die wir versucht haben, mit den EU-Institutionen zu teilen.

KNA: Was können Katholiken in Zukunft zur EU beitragen?

Daly: Katholisch bedeutet universal. Man findet den katholischen Glauben überall in der Welt. Das heißt auch, dass sich Katholiken einer großen weltweiten Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zugehörig fühlen, die über die Grenzen Europas hinausgeht. Katholiken sind mehr europäisch orientiert von der Mentalität her. Wir als Katholiken sehen die Weltdimension der europäischen Politik. Ein Beispiel ist das Freihandelsabkommen TTIP, die Verbindung von zwei Handelszonen in den USA und Europa. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Abkommen nicht nachteilig sein muss für andere Weltregionen. Wir können global zusammenarbeiten und alle profitieren. Christen können das oft gut nachvollziehen, denn sie haben Partnergemeinden auf anderen Kontinenten. Beide Gemeinde profitieren von dieser Freundschaft.

KNA: Wie ist ihre Beziehung zu Kardinal Reinhard Marx?

Daly: Nach der Papstwahl von Franziskus ist Kardinal Marx eine sehr wichtige Person in der Weltkirche geworden. Das hatte auch einen großen Einfluss auf die COMECE und meine Arbeit. Marx hat ein sehr klares und sicheres Bild von Europa. Ich habe über die Jahre eine sehr positive Beziehung zu ihm aufgebaut. Wir haben öfters über Shakespeare geredet. Er mag Kultur. Außerdem sind wir ungefähr gleich alt.

KNA: Ihre letzte Botschaft als Generalsekretär der COMECE?

Daly: Für mich war es eine große Ehre, den Bischöfen Europas zu dienen. 

 

Quelle:
KNA