Umstrittener philippinischer Präsidentschaftskandidat gewinnt Wahl

Kirche will wachsam sein

Der umstrittene Rodrigo Duterte wird neuer Präsident der Philippinen. Nach Auszählung von 75 Prozent der Wahlkreise liegt der ehemalige Bürgermeister von Davao uneinholbar vorne. Die Kirche kündigte eine "wachsame Zusammenarbeit an".

Wahlsieger auf den Philippinen: Rodrigo Duterte / © Ritchie B. Tongo (dpa)
Wahlsieger auf den Philippinen: Rodrigo Duterte / © Ritchie B. Tongo ( dpa )

Mit mehr als 38 Prozent liegt Duterte vor dem zweitplazierten Mar Roxas, der 23 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, wie philippinische Medien am Dienstag berichteten. Roxas hat seine Wahlniederlage bereits eingestanden. Die Philippiner waren am Montag zur Wahl eines Präsidenten, eines Vizepräsidenten und des Parlaments aufgerufen. Ergebnisse der Parlamentswahl lagen am Dienstag noch nicht vor.

Wahlsieg hatte sich abgezeichnet

Der Wahlsieg Dutertes, dem seine Kritiker Populismus vorhalten, hatte sich seit Wochen in Umfragen abgezeichnet. Eine Überraschung ist jedoch bei der Wahl des Vizepräsidenten möglich. Mit einem hauchdünnen Vorsprung von einem halben Prozent liegt derzeit die Bürgerrechtlerin und Abgeordnete Leni Robredo vor dem als Favorit gehandelten Ferdinand Marcos, Sohn und Namensvetter des ehemaligen Diktators. Die 52 Jahre alte Witwe und Mutter von drei Kindern war als Kandidatin der bisher regierenden Liberalen Partei des scheidenden Präsidenten Benigno Aquino ins Rennen um die Vizepräsidentschaft gegangen.

Vorsichtige Reaktion der Kirche

In einer ersten Reaktion der katholischen Kirche auf die Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftswahl kündigte Erzbischof Socrates Villegas eine "wachsame Zusammenarbeit" mit den siegreichen Kandidaten an. "Das beste Versprechen, das die Kirche anbieten kann, ist das einer wachsamen Zusammenarbeit und dieses Angebot unterbreiten wir hiermit", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz auf deren Webseite. Dutertes Sprecher Peter Lavina kündigte am Dienstag vor Journalisten in Davao an, ein Präsident Duterte wolle durch eine Verfassungsänderung das nach US-amerikanischem Vorbild gestaltete Präsidialsystem durch ein parlamentarisches System ersetzen.

Duterte hatte während des Wahlkampfes mit der Ankündigung von außergerichtlichen Tötungen, seiner Verachtung der Menschenrechte sowie der Drohung, seine Politik notfalls durch die Installation einer "Revolutionsregierung" durchsetzen zu wollen, für Furore gesorgt. Ohne Duterte beim Namen zu nennen hatte die Kirche wenige Tage vor der Wahl vor einem Rückfall "in dunkle Zeiten" durch "ein autokratisches Regime, das durch Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Korruption und die Herrschaft von Terror und Gier bestimmt ist", gewarnt.

Entschuldigung beim Papst angekündigt

Duterte hat unterdessen angekündigt, sich persönlich für seine Papstbeschimpfung zu entschuldigen. Als Präsident wolle Duterte baldmöglichst zu einem Besuch in den Vatikan aufbrechen, sagte dessen Sprecher am Dienstag. Duterte hatte vor einigen Monaten in rüder Art seinem Ärger über die Verkehrsstaus während des Besuchs von Franziskus in Manila im Januar 2015 Luft gemacht. "Ich hätte ihn gerne angerufen und gesagt: "Papst, du Hurensohn, geh heim. Besuch uns nie wieder." Laut philippinischen Medienberichten hat sich der umstrittene Politiker bereits in einem Brief an den Papst für seine ungehobelte Äußerung entschuldigt.


Quelle:
epd